72 Stunden im Gazastreifen
Liebe Freunde, der Grenzzaun, der den Gazastreifen vor der israelischen Öffentlichkeit verbirgt, verbirgt ihn auch vor den Augen der Welt. Seitdem die Hamas den Gazastreifen übernahm, zuerst durch demokratische Wahlen und später durch einen Militärschlag gegen die Einheitsregierung gehen die meisten internationalen Kontakte und sicherlich auch mit Israel über die palästinensische Behörde in der Westbank. Diese Prozedur hat große Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Menschen im Gazastreifen. Armut schädigt die Infrastruktur, die nach den Kriegen nicht wieder hergestellt wurde. Das Gesundheitssystem befindet sich in chronischer Krise. Das sind nur einige der Probleme, unter denen 1,8Millionen Bewohner leiden.
Die Ärzte für Menschenrechte in Israel kämpfen darum, Kanäle der Kommunikation mit dem Gazastreifen aufrecht zu halten, in der Hoffnung, einen Bruch in der Mauer der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal seiner Bewohner zu verursachen. Es geht um zwei Hauptmerkmale: das eine sind Anfragen von Patienten, die eine Genehmigung benötigen, um den Gazastreifen für eine Behandlung zu verlassen, die sie nicht in Krankenhäusern im Gazastreifen bekommen können. Das andere ist die Genehmigung, den Gazastreifen mit der Mobilklinik der PHR zu erreichen, um Operationen an Patienten durchzuführen und gleichzeitig die Ärzte im Gazastreifen fortzubilden, die daran gehindert werden, zur Fortbildung ins Ausland zu gehen. Außerdem bringen sie medizinische Ausrüstung und Medikamente mit, die im Gazastreifen fehlen.
Die PHR-Mobil-Klinik war drei Tage im Gazastreifen. Während dieser Zeit arbeiteten die Ärzte in fünf Kliniken, die unter chronischen Krisen leiden.
Untersuchung und Behandlung von 600 Patienten: unsere Ärzte arbeiteten in fünf Krankenhäusern: dem Europäischen in Khan Yunis, im Nasser-Hospital (Khan Yunis,) im Rantisi-Hospital, Shifa Hospital und im Indonesischen Hospital in Beit Lahia, als auch in der Basmat Amal -Assoziation für Krebskranke. Während des Besuches untersuchten wir mehr als 600-Patienten, Kinder und Erwachsene auf den Gebieten von Krebs, Nierenkranke, Innere Medizin, Nervenkranke, Orthopädie, Gastroenterologie und Diabetes. Die Begegnung mit den Patienten zeigte die kritische Knappheit der diagnostisch-medizinischen Ausrüstung auf, die eine schnelle und effektive Diagnose verhindert. Außerdem wird vielen Patienten die konsequente pharmazeutische Behandlung verweigert, weil viele Medikamente einfach fehlen.
Operationen: sieben komplizierte Operationen wurden an Patienten durchgeführt, die auf die PHR –Ärzte warteten; einigen wurde die Ausreise aus dem Gazastreifen verweigert. Dafür brachten wir unerlässliche medizinische Ausrüstung mit, ohne die wir die Operationen nicht hätten durchführen können. Wir führten sie so aus, dass unsere palästinensischen Partner in der Lage sind, ähnliche Operationen in Zukunft selbst durchführen zu können. Z.B. PHRi Doktor Iyad Khamaysi und Dr Mustafa Yassin arbeiteten im Khan Yunis-Hospital im südlichen Gazastreifen neben Dr Khaled Mater, Direktor der endoskopischen Abteilung und Dr. Ittihad Shbeir, Direktor der Orthopädischen Abteilung. Die sieben Operationen wurden um Mitternacht vollendet. Ein besonders bewegender Moment war, als das PHRi-Team einen der Patienten traf, der bei einem unserer früheren Besuche operiert wurde, ein junger Mann, der in einem sehr ernsten Zustand war, nachdem er erfolglos behandelt wurde und der damals nur 45kg wog. Er wurde von Dr. Khameysi untersucht und operiert. Als wir ihn jetzt trafen, wog er 80kg und war bei guter Gesundheit.
Fortbildung der Ärzte im Gazastreifen: eine große medizinische Konferenz wurde im Abu Hasira-Auditorium mitten in Gaza-Stadt in Zusammenarbeit mit dem palästinensischen Gesundheitsministerium gehalten. Etwa 200 Ärzte, einschließlich Krankenhaus- und Abteilungsleiter nahmen an der Konferenz von 6 bis !0 Uhr30 teil. Vier medizinische Vorlesungen wurden gehalten, denen Diskussionen folgten. Dr. Abd Agbariya, Direktor der Onkologie am Bnei Zion-Hospital in Haifa sprachen über Innovationen bei der Behandlung von Lungenkrebs; Dr Khaled Thabet, Direktor der Onkologie im Shiva-Krankenhaus im Gazastreifen – sprach über die Behandlung von Krebskranken im Gazastreifen, über Fakten und Zahlen, Schwierigkeiten und Probleme; Dr.Mohammed Awawdeh, Direktor der Dialyse-Abteilung im Hospital zur Heiligen Familie in Nazareth, über Hämofiltration, die state-of-the-art Dialyse-Behandlung; Prof. Abdalla Bowirrat, ein Neurologe aus dem EMMS-Hospital, Nazareth, über das dopaminergic System und Gehirn-stem-Krankheiten.
(dt. E.Rohlfs, zugesandt am 02.12.2016)