Jonathan Cook, 20. März 2015
In der rituellen Weitergabe ihres jährlichen Berichts über Jerusalem durch europäische Diplomaten steckt etwas zutiefst verlogenes und erbärmliches. Heuer haben sie sich entschlossen, den „vertraulichen“ Bericht dem Guardian zukommen zu lassen.
Offensichtlich wollen die Europäer – und Amerikaner – dass diese Information, wie verärgert sie über Israel sind, nach dem Wahlsieg Netanyahus so weit wie möglich verbreitet wird. „Wir sind wütend und wir werden da nicht mehr länger mitmachen!“ schreien sie – wieder einmal, so wie sie es in den letzten vier oder fünf Jahren getan haben.
Wie immer wird der Bericht als „äußerst kritisch“ hingestellt, wie immer droht er Israel mit Strafen, und wie immer besagt er nichts.
Dieses armselige Theater soll uns – Menschen mit Gewissen – überzeugen, dass sich unsere Repräsentanten Gedanken machen und dass sie planen, – irgendwann – etwas zu unternehmen. Was es aber wirklich zeigt, ist dass etwas auf nicht mehr als auf leere Drohungen hinausläuft. Das sind die gleichen Drohungen, die sie seit über einem Jahrzehnt von sich gegeben haben. Sogar wenn sie Europa wirklich in die Tat umsetzen würde, dann hätten sie fast keine Auswirkungen auf Israel.
So sehen diese „Drohungen” aus:
Bekannte israelische Terroristen könnten „Einschränkungen” bei der Einreise nach Europa unterworfen sein. (Man hätte gehofft, dass solche „Einschränkungen“ bereits in Kraft wären.)
Europa könnte seinen Konsumenten mehr Informationen darüber geben, ob sie dazu verleitet werden, Produkte aus illegalen Siedlungen zu kaufen. (Solche Produkte sollten eigentlich in Europa überhaupt nicht erhältlich sein.)
Und es sollen Anstrengungen gemacht werden, um bei europäischen Unternehmen die „Aufmerksamkeit zu steigern,“ dass es schlecht für das Geschäft sein könnte, wenn man mit den Siedlungen in Verbindung gebracht wird. (Und doch sollten entsprechend der Ideologie des freien Marktes die Kräfte des Marktes ausreichen, um den meisten Firmen solche Gedankengänge auszureden – immerhin ist davon auszugehen, dass sie möglichst hohe Gewinne machen wollen.)
Kurz gesagt, diese Liste potenzieller „Sanktionen” ist nichts als heiße Luft. Sie hat null Bedeutung. Und alle, die etwas anderes behaupten, einschließlich des Guardian, machen einfach mit bei diesem diplomatischen Affentheater.
Quelle: www.antikrieg.com