Ron Paul, 08.05.2023
Die Geschichte der NATO nach dem Kalten Krieg ist die einer Organisation, die ihr Verfallsdatum weit überschritten hat. Nach dem Ende des Warschauer Pakts suchte die NATO verzweifelt nach einer Aufgabe und beschloss in den späten 1990er Jahren, die Militarisierung der „Menschenrechte“ unter der Clinton-Regierung voranzutreiben.
Die „Bedrohung durch den globalen Kommunismus“, die zur Rechtfertigung des 40-jährigen Bestehens der NATO herangezogen worden war, war verschwunden, und so stellte sich die NATO als eine Gruppe bewaffneter atlantischer Superhelden neu vor. Wo immer es eine „Ungerechtigkeit“ (nach der Definition der Washingtoner Neokonservativen) gab, war die NATO mit Waffen und Bomben zur Stelle.
Der militärisch-industrielle Komplex der USA hätte nicht glücklicher sein können. All die Think Tanks, die sie großzügig finanzieren, haben endlich einen sicheren Treffer gelandet, um die Geldströme in Gang zu halten. Es ging immer um Geld, nicht um Sicherheit.
Der Testlauf für die NATO als Superhelden der Menschenrechte war Jugoslawien im Jahr 1999. Für alle außer der NATO und ihren neokonservativen Handlangern in Washington und in vielen europäischen Hauptstädten war es eine schreckliche, ungerechtfertigte Katastrophe. Achtundsiebzig Tage Bombardierung eines Landes, das keine Bedrohung für die NATO darstellte, hinterließen viele Hunderte von toten Zivilisten, eine zerstörte Infrastruktur und eine Hinterlassenschaft von uranhaltiger Munition, die die Landschaft für kommende Generationen vergiften wird.
Erst letzte Woche erinnerte sich die Tennislegende Novak Djokovic daran, wie es war, mitten in der Nacht aus dem Haus seines Großvaters zu fliehen, als die NATO-Bomben einschlugen und es zerstörten. Was für ein Horror!
Dann hat sich die NATO am Sturz der Gaddafi-Regierung in Libyen beteiligt. Die Konzernpresse verbreitete die Lügen der Neokonservativen, dass die Bombardierung des Landes, die Tötung der Bevölkerung und der Sturz der Regierung alle Menschenrechtsprobleme in Libyen lösen würden. Wie vorauszusehen war, haben die NATO-Bomben die Probleme Libyens nicht gelöst, sondern alles noch schlimmer gemacht. Chaos, Bürgerkrieg, Terrorismus, Sklavenmärkte, erdrückende Armut – kein Wunder, dass Hillary Clinton, Obama und die Neocons in diesen Tagen nicht über Libyen sprechen wollen.
Nach einer Reihe von Misserfolgen, für die wir hier keinen Platz haben, beschloss die von Washington kontrollierte NATO 2014, alles auf eine Karte zu setzen und Russland selbst für einen „Regimewechsel“ ins Visier zu nehmen. Der erste Schritt war der Sturz der demokratisch gewählten ukrainischen Regierung, wofür Victoria Nuland und der Rest der Neocons sorgten. Der nächste Schritt war die achtjährige massive NATO-Militärhilfe für die ukrainische Putschregierung mit dem Ziel, Russland zu bekämpfen. Und schließlich die 2022 erfolgte Ablehnung von Russlands Ersuchen, ein europäisches Sicherheitsabkommen auszuhandeln, das verhindern sollte, dass es von NATO-Armeen an seiner Grenze eingekreist wird.
Entgegen der Propaganda der Mainstream-Medien und der US-Regierung war die NATO in der Ukraine ungefähr so erfolgreich wie in Libyen. Hunderte von Milliarden Dollar wurden verschleudert, und Journalisten wie Seymour Hersh und andere haben massive Korruption dokumentiert.
Der einzige Unterschied besteht diesmal darin, dass das Ziel der NATO – Russland – über Atomwaffen verfügt und diesen Stellvertreterkrieg als lebenswichtig für seine eigene Existenz ansieht.
Trotz ihrer Geschichte des Scheiterns hat die NATO nun beschlossen, einen Konflikt mit China zu beginnen, vielleicht um von ihrem Desaster in der Ukraine abzulenken. Letzte Woche kündigte die NATO an, dass sie in Japan ihr erstes Asien-Büro eröffnen wird. Was kommt als Nächstes? Die NATO-Mitgliedschaft Taiwans? Wird Taiwan der NATO bereitwillig als „neue Ukraine“ dienen und sich im Namen des scheinbar endlosen Konflikthungers der tolpatschigen NATO an China aufopfern?
Wir können nur hoffen, dass Amerika im Jahr 2024 einen Präsidenten wählt, der die tödliche Welttournee der NATO endlich beenden wird.
Quelle: http://www.antikrieg.com