Triumph des Lebens und der Gerechtigkeit – 80 Jahre Stalingrad

Nahostpolitik

Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D., 08.02.2023

Betr.: Meldungen und Kommentare zu 80 Jahre deutsche Niederlage in der Schlacht von Stalingrad, Gedenkrede des Präsidenten der Russischen Föderation und Phoenix-Sendung „Internationaler Frühschoppen“ am 5.2.23:“Ein Jahr Krieg in der Ukraine – Wie verändert Putins Angriff die Welt?“

Deutschland wieder auf der falsche Seite der Geschichte

Deutschland steht wieder auf der falschen Seite der Geschichte. Wieso? Die politische Spitze des Landes hat nichts aus der Geschichte gelernt. Der Sieg, der Triumph Russlands über das mörderische Nazi-Deutschland war und ist noch ein Dorn im Auge der postnazistischen Regierungskräfte, die nach 1945 in Westdeutschland an die Macht kamen. Die dritte Generation hat keinen ordentlichen Unterricht bekommen, was die jüngste Zeitgeschichte Deutschlands betrifft.

Diesem selben Defizit erliegen auch Medien und Regierungspolitiker. Die Realität nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, sie zu verdrehen und zu leugnen, ist gewiss eine unentschuldbare Dummheit, wie in der Phoenix-Sendung „Internationaler Frühschoppen“ am 5.2.23 zu beobachten ist.

Mehrheit auf dem Boden des Grundgesetzes gegen Kriegspolitik im Gegensatz zu Teilnehmern an Diskussionsrunden im Fernsehen und Medienkommentatoren

Im Gegensatz zu Teilnehmern an solchen Diskussionsrunden im Fernsehen und den Kommentaren in führenden deutschen Medien identifiziert sich gerade die überwiegende Mehrheit der Deutschen mit dem Grundgesetzmandat, nämlich damit, den Frieden zu wahren und lehnt deshalb entschieden eine Kriegspolitik ab, die auf höchster Ebene gegen ihren Willen, gegen ihre wahre Identität praktiziert wird, wie in der Ukraine gegenüber Russland festzustellen ist.

Fehlende klare Willensbildung zu Friedenspolitik und geschichtliches Bewusstsein in politischen Parteien

Gerade in der SPD gibt es dazu immer noch keine dezidierte klare Willensbildung, kein geschichtliches Bewusstsein. Gefangen im Kalten Krieg blieb schon Willy Brandt unfähig, den deutschen Kurs unabhängig und souverän zu steuern. Heute weiß man, dass er sich von US-CIA-Kreisen bestechen ließ. (Film von Joachim Schröder: „Germany made in USA – Wie US-Agenten Nachkriegsdeutschland steuerten“, Phönix 1.10.2009) Mit Willy Brandt ging die SPD den irrsinnigen Weg weiter eines nutzlosen vergeudeten Kalten Krieges mit der NATO-Last, die diese traditionelle Partei immer noch tragen will. So war und ist die SPD-Führung nicht in der Lage, die zum Himmel schreiende US-Aggressivität und US-Kriegshandlungen wahrzunehmen, eine nie dagewesene selbstgerechte US-Brutalität, das Resultat der vor aller Augen der Welt gescheiterten US-Außenpolitik.

Gefährlicher US-Militärindustriekomplex, Wall-Street und ihre Medien

Die USA verlieren überall an Boden. Die Welt entzieht sich zu Recht ihrem Diktat. Den USA bleiben nur der gefährliche Militärindustriekomplex, Wall-Street und ihre Medien, um die Welt dadurch weiter zu manipulieren und zu betrügen, an erster Stelle die deutsche Gesellschaft, eigentlich nur der westdeutsche Teil, der für die US-Beeinflussung und Manipulation ziemlich einfach zu handhaben ist.

Befreiung der Ukraine feiern wie den Sieg der UdSSR über Nazi-Deutschland

Der militärische Sieg Russlands über die Ukraine wird als Befreiung der Ukraine zu feiern sein, genau so wie der Sieg der UdSSR über Nazi-Deutschland als Befreiung der Deutschen endlich in ganz Deutschland zu feiern ist. Stalingrad war der Wendepunkt, 80 Jahre danach gilt es, diesen Sieg Russlands als Feiertag des Triumphes des Lebens und der Gerechtigkeit anzuerkennen.

Befreiung Deutschlands und Europas vom Nazi-Faschismus: Weizsäcker-Rede

Was die Befreiung Deutschlands und Europas vom Nazi-Faschismus angeht, verursachte 1985 die berühmte Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker regelrechten politischen Aufruhr in der westdeutschen BRD, aber nicht so im Ausland , wo sie gut ankam.

<Anlässlich der Feier zum 40. Jubiläum (8.5.1985) des Kriegsende verkündete deshalb zu Recht der Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der 8.Mai sei kein Tag der Niederlage, sondern ein „Tag der „Befreiung“. … So ausgewogen diese Rede war, so sehr vexierte sie doch viele Politiker der Union. Manche von ihnen empfanden sie als Verrat!. Zwanzig Jahre später (2005) kommentierte der Alt-Bundespräsident von Weizsäcker selbst seine berühmte Rede so: Er habe da nichts wirklich Neues gesagt; stolz sei er allein darauf, wie gut seine Worte im Ausland trotz allem angekommen seien.> (SZ 9.5.85)

Deutsche müssen Vergangenheit annehmen: Ende eines Irrwegs deutscher Geschichte erkennen

In der Tat sagte der Alt-Bundespräsident damals nichts wirklich Neues. Redaktionen und Außenpolitiker sollten heute wissen, dass es darum geht, Stalingrad und den Sieg 1945 der UdSSR als das Ende eines Irrwegs deutscher Geschichte zu erkennen. So Richard von Weizsäcker: „Der 8. Mai hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang. … Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient. … Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen.“

Im anderen Deutschland, in der DDR, gehörte der Begriff Befreiung seit ihrer Gründung zur Staatsräson. Dort stand er in den Schulbüchern, und das seit Jahrzehnten. Dagegen taucht der Begriff Befreiung bis heute nicht in den gebräuchlichen deutschen Schulgeschichtsbüchern auf. Im Westen war es allerdings unter fortschrittlichen Denkern und Politikern ganz selbstverständlich von der Befreiung vom Faschismus zu sprechen und zu schreiben.

Mit den verbrecherischen Vorfahren ist endlich zu brechen

Warum bleibt dieses wichtige Handicap in deutschen Medien ausgeblendet? Mit den verbrecherischen Vorfahren ist endlich zu brechen. Die Nazi-Clique war eine Ansammlung von Hochstaplern, die zum Untergang Deutschlands und Ruin Europas führte. Die aktive Präsenz dieser Ewig-Gestrigen und Faschisten bis in die 70iger Jahre in den einflussreichen regierenden Parteien CDU/CSU und FDP hat die politische Entwicklung des Landes beeinträchtigt und behindert sie bis heute noch. Es wäre besser, unerwünschte Elemente fernzuhalten, anstatt sie in Regierungsparteien und politischen Sendungen hineinzunehmen. Faschisten, Neonazis sollten sich erkennen lassen, so wie sie sind: Potentielle Kriminelle und undemokratische Extremisten. Gibt es eine Stiftung oder Kommission, um die Post-Nazi-Geschichte der westdeutschen BRD aufzuklären?

Als Herr seiner selbst denken und handeln, nicht als Untertan von anderen

Viele Deutsche haben sich im Dritten Reich und auch danach verrannt. Am aller wichtigsten ist es, Fehler zu erkennen, und sie einzugestehen, denn nur dadurch ist eine Richtigstellung möglich. Die beispielhafte couragierte Lehre eines Richard von Weizsäcker ist dafür herauszustellen. Seine Worte waren wahrhaftig vor der Welt, vor allen Menschen hierzulande, weil sie eben wahrhaftig vor sich selbst waren. Der Alt-Bundespräsident wusste, als Herr seiner selbst zu denken und zu handeln, nicht als Untertan von anderen. In diesem Zusammenhang kann man sich gut vorstellen, dass ihn auch seine Freundschaft mit dem damaligen tschechoslowakischen Präsidenten, Vaclav Havel, tief prägte, als der fortschrittliche tschechische Politiker und Vordenker vor seiner Reise nach Washington und New York (20.-22.2.1990) grundsätzlich und aufklärerisch für ein unabhängiges Deutschland und ein unabhängiges Europa, gelöst von dem NATO-Bündnis, in der Öffentlichkeit plädierte.

Selbstbestimmung, keine Fremdbestimmung

Warum es nach seiner Reise nach Washington anders kam und die Tschechoslowakei Mitglied der NATO wurde, bleibt vor der Öffentlichkeit verborgen. Richard von Weizsäcker war ein brillanter Intellektueller und vor allem ein Realist, um die Lage von West-Europa nüchtern und ohne ideologische Vorurteile zu beurteilen. Sicherlich war er überzeugt davon, dass Deutschland seine volle Souveränität erlangen und ausüben sollte, um über sich selbst, über seine Sicherheit verantwortungsvoll bestimmen und eine Friedensordnung und die Zukunft Europas selbständig, frei von Einmischungen aus dem Ausland, mitgestalten zu können. Dieser Gedanke ist völlig kongruent mit der persönlichen Entwicklung von Richard von Weizsäcker zu Selbstbestimmung und keiner Fremdbestimmung.

Für Verständigung

Eine Lehre, die die heutige politische Klasse und Medien noch zu lernen haben. Der Alt-Bundespräsident plädierte immer wieder dafür, die Verständigung unter allen Umständen mit den Ländern zu suchen, wo das deutsche Militär gewütet hatte, im besonderen mit Polen und Russland. „Versöhnung“ sei ein falsches, anmaßendes Wort, Deutschland habe diese Länder schließlich überfallen. Mehr als „Verständigung“ dürften Deutsche nicht anstreben.

Selbstsicher auf der Grundlage des Friedensgebots auftreten

Trotz aller geistigen CDU-Engstirnigkeiten konnte Richard von Weizsäcker den richtigen Weg finden und die richtigen Lehren aus dem Krieg ziehen. Das ist sein persönliches Verdienst. Durch persönliche Aufarbeitung seiner familiären Vergangenheit und der deutschen Geschichte, hatte er sich durch seine selbstkritische Intelligenz und Ehrlichkeit zu einem liberalen Demokraten gebildet. Deswegen war er in der Lage, selbstsicher auf der Grundlage des Friedensgebots aufzutreten und sich mit natürlicher Autorität über die rückständigen CDU-Mitglieder zu stellen. Noblesse, die Aureole der Weisheit und glänzende Intellektualität prägten sein Charakter.

Vermächtnis von Richard von Weizsäcker: Gute Beziehungen zu Russland

Auch gute Beziehungen zu Russland waren dem Alt-Bundespräsident sehr wichtig. Gewiss erkannte der Alt-Bundespräsident mit großer Sorge, wie unvernünftig es ist, dass sich West-Europa mit Russland verfeindet. Sein letztes Interview mit der Süddeutschen Zeitung im September 2013 bewirkte aber kein Kommentar, was bloßstellt, wie ungebildet, wie befangen und wenig aufgeklärt die Redaktionsmitglieder einer der wichtigsten Tageszeitungen Deutschlands ist. Das Vermächtnis von Richard von Weizsäcker muss endlich und grundsätzlich Redaktionen, Journalisten und Außenpolitiker prägen, nämlich den nüchternen Verstand zu bewahren und nicht immer wieder in Irrationalität zu verfallen.

Fast achtzig Jahre nach der Niederlage Nazi-Deutschlands durch den Sieg Russlands in Berlin ignorieren deutsche Verantwortungsträger und ihre Medien die jüngste deutsche Geschichte, wenn sie sie nicht sogar verfälschen.

Die Sowjetunion hat im Zweiten Weltkrieg über 27 Millionen Menschen verloren, aber das stößt auf keinerlei Mitgefühl, auf keinerlei Geschichtsbewusstsein in der Öffentlichkeit. Dagegen kultiviert man in den Medien weiterhin das Feindbild Russland, zunächst in Westdeutschland, dem vorrangig von US-Personal beaufsichtigten Teil Deutschlands, im Kalten Krieg gegen die UdSSR und dann, nach Einverleibung der DDR gegen das heutige Russland.

Deutsches Führungspersonal hat aus der deutschen Geschichte offensichtlich nichts gelernt und wird daher wohl gezwungen sein, die Lektion erneut zu lernen.

Rede von Präsident Wladimir Putin aus Anlass des 80. Jahrestages des Sieges der UdSSR in der Schlacht um Stalingrad

Die Rede von Präsident Wladimir Putin am 2.3.2023 aus Anlass des 80. Jahrestages des Sieges der UdSSR in der Schlacht um Stalingrad ist deshalb aufmerksam zu lesen, denn Präsident Putin geht auch auf die heutige Lage ein, die ein völlig erbärmliches und geistig verkommenes Bild vom NATO-Block abgibt:

Lange, harte und erbitterte Schlacht um Stalingrad

<<Vor genau 80 Jahren wurde bei Stalingrad, an den Ufern der großen russischen Wolga, der verhasste und grausame Feind aufgehalten und unwiderruflich zurückgeschlagen, als die lange, harte und erbitterte Schlacht um Stalingrad endete. Es war nicht nur eine Schlacht um die Stadt – sondern des gesamten Zweite Weltkrieges, der hier entschieden wurde. Wie so oft in unserer Geschichte haben wir in der entscheidenden Schlacht zusammengestanden und gesiegt.

Radikaler Wendepunkt im Großen Vaterländischen Krieg

Die Schlacht von Stalingrad ist zu Recht als radikaler Wendepunkt im Großen Vaterländischen Krieg in die Geschichte eingegangen. Mit der Niederlage der größten Gruppierung der Wehrmacht und ihrer Satelliten war der Wille der gesamten Hitler-Koalition, der europäischen Vasallen und Kollaborateure Nazideutschlands, gebrochen. Die Pläne der Nazis zur Zerstörung unseres Landes, alle ihre Ideen zur Weltherrschaft, waren zum Scheitern verurteilt.

Symbol für die Unzerstörbarkeit unseres Volkes, für die Kraft des Lebens selbst

Stalingrad ist für immer das Symbol für die Unzerstörbarkeit unseres Volkes, für die Kraft des Lebens selbst geworden. Das ganze Land baute diese Stadt, ihre Vororte und Dörfer buchstäblich von Grund auf wieder auf… Unsere moralische Pflicht – vor allem gegenüber den siegreichen Soldaten – besteht darin, die gesamte Erinnerung an diese Heldentat zu bewahren, sie an die nächsten Generationen weiterzugeben und nicht zuzulassen, dass die Befreiung der ganzen Welt beim Sieg über den Nationalsozialismus, diesem monströsen Übel in Stalingrad heruntergespielt wird.

Hitlers Nachfahren wollen auf ukrainischem Boden Krieg mit Russland führen

Jetzt sehen wir leider, dass die Ideologie des Nationalsozialismus – schon in ihrer modernen Gestalt, ihrer modernen Ausprägung – wieder direkte Bedrohungen für die Sicherheit unseres Landes schafft, wir sind erneut gezwungen, die Aggression des kollektiven Westens abzuwehren. Erneut wollen Hitlers Nachfahren auf ukrainischem Boden Krieg mit Russland führen…>>

Einfache Wahrheit über Russland verstehen

<<„Es ist unglaublich, aber deutsche Leopard-Panzer bedrohen uns wieder“, sagte Putin am Nachmittag bei einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetarmee über die 6. Armee von Nazi-Deutschlands in der Schlacht von Stalingrad. Wie im Zweiten Weltkrieg werde wieder auf dem Boden der Ukraine mit deutschen Waffen gegen Russland gekämpft, sagte der 70-Jährige. Wie damals gegen die deutschen Truppen werde sich Russland aber auch diesmal wehren, meinte Putin mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine, den er vor fast einem Jahr selbst begonnen hatte. Putin fügte hinzu, dass Russland den Ländern, die es bedrohten, „antworten“ werde.Wörtlich sagte der russische Präsident: „Wir schicken keine Panzer an ihre Grenzen, aber wir haben etwas, womit wir antworten können. Und mit der Anwendung von Panzertechnik ist die Sache nicht erledigt. Das sollte jeder verstehen.“ Ein moderner Krieg mit Russland wird ganz anders sein. Wir haben etwas, womit wir antworten können, und das wird nicht mit dem Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen enden. Das sollte jeder verstehen. Diejenigen, die uns bedrohen, scheinen eine einfache Wahrheit nicht zu verstehen: Unser ganzes Volk, wir alle haben die Tradition der Generation der Sieger, die unser Land mit ihrer Arbeit, ihrem Schweiß und ihrem Blut aufgebaut und es uns als Vermächtnis hinterlassen hat.>>(RT.DE 3.2.23)

Der Gedenktag an Stalingrad ist gewiss ein Feiertag des Triumphes des Lebens und der Gerechtigkeit.