„Breaking the Silence“ und “Village Group” und “Rabbis for Human Rights” und “Taayush”
Liebe Freunde,
Viele von Euch erinnern sich an die lange qualvolle Geschichte von Susya, dem kleinen Lager – alles Zelte und Hütten – wo ein paar hundert Leute auf dem verbliebenen Land ihrer Vorfahren durchhalten, aber ständig vom Staat und Siedlern schikaniert werden auf Grund von vielen früheren Vertreibungen. Vielleicht erinner Ihr Euch auch, dass viele der einfachen Heimstätten Zerstörungsorder von der zivilen Verwaltung erhalten haben, die eindeutig dahin zielt, das ganze Dorf zu zerstören und seine Einwohner endgültig zu vertreiben. Die Zivilverwaltung behauptet, dass die Susya-Hütten ohne Genehmigung und ohne einen anerkannten Plan gebaut wurden; in der Tat hatten die Dorfbewohner einen Plan eingereicht, aber – wie jeder weiß, ist es für Palästinenser unmöglich, in Zone C, auf ihrem eigenen Land, eine Genehmigung zu erhalten.
Die Village-Group und Taayush waren zusammen mit den Rabbinern für Menschenrechten und andern Organisationen während der letzten Jahre mit dem juristischen Kampf um das Schicksal von Susya beschäftigt; die Gerichte haben manchmal unsere Argumente für die Aussetzung einer Vollziehung akzeptiert, aber zuweilen verfügten sie auch zu Gunsten der Bürokraten der zivilen Verwaltung und der Soldaten.
Vor etwa einem Jahr berichtete ich über ein wahrlich erstaunliches Dokument, das von der Zivilverwaltung vorbereitet war, in dem sie behauptet – im klassischen kolonialen Stil, dass die verarmten Palästinenser von Susya nicht wissen, was für sie gut ist und dass ihre Möglichkeiten sich bessern würden, wenn sie in die Stadt Yatta umziehen würden – in andern Worten, falls sie gezwungen würden, ihre Hütten, Weideland und Felder zu verlassen.
In der letzten Woche teilte die Regierung mit, dass sie die Gerichte darum bittet, die letzten Hindernisse zu beseitigen, um die Abrissorder auszuführen.
Wir wissen noch nicht, ob das Gericht die Argumente der Regierungsanwälte annehmen wird, doch können wir ziemlich sicher sagen, dass, was wir heute beobachten, ein unverkennbarer Schritt von Seiten der Regierung und der Besatzungsbehörde ist, um die ganze Bevölkerung vom palästinensischen Susya ein für allemal von ihrem Land zu vertreiben. Vielleicht haben die Ergebnisse der letzten Wahlen die Siedler und ihre Unterstützer ermutigt; vielleicht sehen wir den Anfang einer viel größeren, schamlosen Kampagne einer Massenvertreibung, die – man sollte sich erinnern, die wahre, ja, der einzige Sinn und Zweck der Besatzung ist.
Wir kennen die Susya-Palästinenser seit 15 Jahren. Sie sind unsere Freunde. Wir können nicht daneben stehen und bei der Zerstörung ihres Dorfes und ihrer Lebensweise zuschauen Diejenigen von Euch, die in irgend einer Weise Einfluss auf Vertreter Eurer Regierung haben, in einem öffentlichen Amt, auf die Medien oder auf irgend einen anderen Weg – könnte vielleicht in der Lage sein, in diesem schicksalshaften Augenblick zu helfen.
Mit herzlichen Grüßen
David Shulman
(dt. Ellen Rohlfs, 10.04.2015)