Die brodernde ARD-„Story“ setzte auf Klischees

Nahostpolitik

Von

Evelyn Hecht- Galinski, 06.11.2013

Heute möchte ich aus meiner sehr persönlichen Sicht die  „Story“ im Ersten: „Antisemitismus heute – wie judenfeindlich ist Deutschland?“ von Kirsten Esch, Jo Goll, und Ahmad Mansour kommentieren, gesendet am 28.10.2013. Erschreckend an dieser unseligen „Story“ fand ich die gefährliche Vermischung von suggerierten Unterstellungen und realen Tatbeständen, die einfach nicht zusammen gehören, wie die rassistischen Ausfälle der Neonazis, die Gleichsetzung von Antisemitismus/Antizionismus, Israel-Kritik und die von der palästinensischen Zivilgesellschaft initiierte BDS-Kampagne. In diesem Konglomerat darf auch der „muslimische Judenhass“ nicht fehlen, garniert mit dem Welt-Journalisten und „Antisemitismus-Jäger“ Broder und dem Zentralratspräsidenten Graumann, dem deutschen „Sprachrohr“ der israelischen Regierung.  

Will man mit dieser zusammengeschusterten Mischung die Ruhigstellung der deutschen Bevölkerung im Hinblick auf Israel-Kritik und deren Folgen bewirken, und das vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November? Anscheinend hatten die Filmemacher dieses Datum im Auge, um die Bevölkerung schon einmal auf diesen unheilvollen Tag einzustimmen, denn es entstand der Eindruck einer schamlosen Instrumentalisierung dieses schrecklichen Datums, um der nachgeborenen deutschen Bevölkerung vor Augen zu führen, wie antisemitisch sie bis heute noch ist, bis tief in die „Mitte der Gesellschaft“. Ein Gedenken der besonderen Art, das aber eher das Gegenteil erreicht.

Dazu passt auch, dass Kanzlerin Merkel in ihrer letzten Video Botschaft pünktlich zum 9. November am letzten Wochenende vor Antisemitismus in Deutschland warnte und zur Zivilcourage aufrief. Das passt alles wunderbar zusammen in dieser Ablenkungstory, um von den wirklichen, unbequemen Problemen abzulenken. Das nur zur Einleitung. Der Film zeigt aber auch Israel-Lobbyarbeit „vom Feinsten“, die bis tief in die Medien verankert ist!

Diese unsägliche Gemeinschaftsarbeit des HR/SWR http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/799280_reportage-dokumentation/17842046_antisemitismus-heute-wie-judenfeindlich-ist http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/hr/28102013-die-story-im-ersten-antisemitismus-heute-100.html vermischt Antisemitismus und Israel-Kritik in einer gefährlichen Art und Weise. Die drei Filmemacher haben bewusst, wie ich meine, unterschiedliche Fragen in ein Klischee verpackt. Die Story soll uns glauben machen, Deutschland sei bis in die Mitte der Gesellschaft ein antisemitisches Land.

Im Umkehrschluss bleiben nur noch die Philosemiten übrig, die keine Antisemiten sind. Diese sieht man dann zusammen mit ihren jüdischen Freunden beim kommenden 3. Israel-Kongress in Berlin. Bedauerlich, dass sich auch die politischen Stiftungen der Parteien, wie die von SPD, CDU, CSU, und die Grünen für dieses Spektakel der Israel-„Grünwaschung und Schönfärberei“ hergeben. Von Politkern wie Mißfelder (CDU) und Weisskirchen (SPD), die dort sprechen werden, auch ein Grußwort von Berlins Regierenden Bürgermeister Wowereit darf nicht fehlen, einem Empfang vom noch amtierenden FDP Wirtschaftsminister Rößler und natürlich den evangelikalen Freunden, die das ganze Israel Spektakel von I like Israel abrunden! – Hier zeigt sich wieder die Schleimspur der Unterwürfigkeit. http://www.israelkongress.de/de/. Vielleicht gibt es ja wieder kleine Davidsterne als Trostpreise. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17035&css=print. Möglicherweise gibt es diesmal noch größere Geschenke, wo doch die Lottostiftung Berlin, Commerzbank (vom Steuerzahler am Leben erhalten!) und Deutsche Bank unter den Sponsoren und Förderern sind! Vergessen wir dabei nicht: Philosemitismus ist auch eine  Form des Antisemitismus.

Untermauert wird dies gleich am Beginn des Films: übelste Rechtsextreme in Sachsen Anhalt bei einem Dorffest, das die Bevölkerung im Übrigen meidet! Sie zeigen den NPD-Funktionär Udo Pastörs, aus Mecklenburg Vorpommern, wo die NPD 6% Wähler hat, der über die Judenrepublik und anderen Schwachsinn wie „Langnase“ schwadroniert, und wir sehen rechtsextreme Musik-Bands wie „Landser“. Natürlich sind dies gefährliche und dumpf/dumme Antisemiten, über die die Öffentlichkeit informiert werden muss.

Danach berichtet Katharina Seidler, die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Niedersachsen. dass sie mittlerweile ihren nicht-jüdischen Freundeskreis aufgegeben habe, da man sie, sogar alte Freunde, mit so stereotypen antisemitischen Bemerkungen konfrontierte, wie „Ihr habt doch sicher Goldbarren im Keller“, oder dass man sie quasi für die Bankenkrise verantwortlich machte.

Hierzu stelle ich nur fest, dass diese Frau nicht repräsentativ für deutsche Juden ist! Ich persönlich habe in all den Jahren meines Lebens von Berlin, Düsseldorf, bis zum Markgräflerland niemals Ausgrenzung oder Antisemitismus zu spüren bekommen – allerdings Häme, Hass und üble Nachrede durch jüdische Mitbürger.

Als Zeugen für muslimischen Antisemitismus kommen der Rabbiner Alter, der „seine Stadt Berlin“ einteilte in No-Go-Areas für Juden und Israelis wegen ihres hohen Anteils von arabischen und türkischen Migranten, und Arye Sharuz Shalicar, der in Berlin aufgewachsene, iranischstämmiger Jude, der nach Israel auswanderte und der heute Sprecher der IDF („Israelische Verteidigungsarmee“) ist, zu Wort. So einfach ist das, wenn die ARD tendenziöse Klischee-Storys macht, redaktionell betreut von Esther Schapira!

Rabbiner Alter berichtet über seine Stadt Berlin. Im August 2012 wurde er angegriffen und verletzt – und sofort wurden „vermutlich“ arabisch-stämmige Jugendliche als Täter verdächtigt. Allerdings ist dieser Anschlag in der Beckerstraße im Malerviertel von Berlin-Friedenau, einem gutbürgerlichen Viertel, bis heute nicht aufgeklärt und bewiesen worden, und der Verdacht gegen arabische Jugendliche und arabische Familien, deren Kinder in Gruppen „häufig aggressiv wären“ bleibt unbewiesen im Raum.

Aber zurück zu Rabbiner Alter, für ihn gab es nach diesem Vorfall nur positive Lebensveränderungen. Der Vorsitzende der Berliner jüdischen Gemeinde machte Alter zum neuen Antisemitismusbeauftragten. Hatte nicht der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe kurz nach seiner Wahl zum Vorsitzenden, dieses Amt aufgelöst und den ehemaligen Antisemitismusbeauftragten Levi Salomon vor die Tür gesetzt, da angeblich kein Platz mehr für ihn in der Gemeinde wäre? Nach all den Skandalen in der jüdischen Gemeinde zu Berlin, brauchte natürlich auch Gideon Joffe endlich ein positveres Medienimage, und was gab es da Naheliegenderes als Rabbiner Alter den „Antisemitismus Shooting Star Rabbiner“ zum Antisemitismusexperten zu ernennen. http://www.berliner-zeitung.de/berlin/juedische-gemeinde-zu-berlin-volksbegehren-gegen-gideon-joffe,10809148,21959752.html

Zu diesem Thema habe ich Stephan Kramer, den Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland vermisst, der nach einer „Bedrohung“ im September 2012, dem Angreifer mit seiner Waffe gedroht hatte, die er als „gefährdete Person“ und Sicherheitsbeauftragter der Zentralrats tragen darf. Interessanterweise wurde dieses Ermittlungsverfahren um den „möglicherweise antisemitisch“ motivierten Angriff gegen Kramer im Januar 2013 eingestellt. Ein antisemitischer Hintergrund des Vorfalls habe sich nicht konkretisieren lassen.

Auch Arye Sharuz Shalicar, der in Berlin aufgewachsene, iranischstämmiger Jude, der nach Israel ausgewandert und heutiger Sprecher der IDF („Israelische Verteidigungsarmee“) ist, kommt zu Wort. Laut seinen eigenen Aussagen (Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de/meinung/portraet-arye-sharuz-shalicar-ich-kannte-ja-kaum-deutsche/1965642.html) ist er ein ehemaliger Krimineller, Gang-Mitglied, der Gras verkaufte und jedes Wochenende Schlägereien mit anderen Gruppen und Einbrüche und Überfälle plante. Er kannte kaum Deutsche, und nachdem er mit 13 Jahren erfuhr, dass er ein aus dem Iran eingewanderter Jude sei, gab es für ihn angeblich nur noch Hass und Antisemitismus. Nachdem er sich aus diesem Milieu befreit hatte, nach Abitur und Bundeswehr, begann er Judaistik zu studieren und wurde ein gläubiger Jude, ging nach Israel und wurde nach einem Kibbuz-Aufenthalt koscher und Sprecher der IDF. So hat sich der Kreis geschlossen. Jetzt „erklärt“ er als Armeesprecher der IDF, die Rechtmäßigkeit der Gaza Angriffe von 2009. http://www.youtube.com/watch?v=YQk5k8LOItI. Seine Geschichte schrieb er als Buch unter dem Titel: „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ auf. Auch er also ein Jude prädestiniert für diese Story der besonderen Art!

Wenn es um „Antisemitismus“, vor allem den sogenannten „linken“ geht, durfte der „streitbare Journalist“ Henryk Modest Broder nicht fehlen und in diesem Zusammenhang auch nicht seine beiden Lieblingsfeine Günter Grass und Jakob Augstein. Broder meinte, „das Gedicht von Grass wäre zwar nicht antisemitisch, aber auch mit viel Wohlwollen Unsinn. Bei Leuten, die „genauso ticken“ wie Grass komme der Unsinn aber genauso an wie er gemeint sei, „nämlich antisemitisch“. Hier sprach der Antisemitismus-Experte par exellence, der diese Debatte verfolgt und maßgeblich angezettelt hatte. „Der Nebbich allein zu hause“, auf dem Balkon für die Story. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18629. Hatte Augstein in seiner Kolumne „Im Zweifel links“, nicht vollkommen recht? Grass hätte mit seinem Gedicht versucht, uns aus dem Schatten von Merkel zu lösen. Ja, wie recht Grass doch mit seinem Gedicht hatte: „Die Atommacht Israel gefährdet den Weltfrieden“ und „Ja: Gaza ist ein Gefängnis.“

Schlimmer noch, wir alle sollen in die antisemitische Schmuddelecke gerückt werden, wenn wir diese Israel-Kritik gutheißen, wie sie diese beiden Intellektuellen endlich öffentlich aussprachen. Weder Grass, noch Augstein waren bereit sich für „die Story“ interviewen zu lassen. Ist das nicht allzu verständlich?
Ja, auch ich unterstütze die Meinung von 70% der Deutschen: „Israel verfolgt seine Interessen ohne Rücksicht auf andere Völker“!
Ja, auch ich unterstütze die Meinung von 57% der Deutschen: „Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser“!
Sind wir deshalb antisemitisch? Nein überhaupt nicht, denn diese Kritik an der Politik des „jüdischen Staates“ ist berechtigt.

Alles wird von der Israel-Lobby diffamiert: BDS, also „Boykott, Desinvestment, Sanktionen“, jene wichtige Maßnahme im Kampf gegen die israelische völkerrechtswidrige Politik, die endlich auch Zulauf aus allen politischen Lagern erfährt. Die Story aber diffamiert die weltweite BDS-Kampagne in perfider Weise gleich mit der Naziparole „Kauft nicht beim Juden“. Während dieser Boykott sich gegen unschuldige jüdische Menschen in Nazi-Deutschland richtete, wendet sich BDS hingegen gegen die menschenrechtsverletzende und völkerrechtswidrige Politik Israels!

Kerstin Müller, die ehemalige Staatsministerin und Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, die ihr Bundestagsmandat abgab und ab Ende des Jahres die Heinrich Böll Stiftung in Israel leiten wird, wurde in der Story mit dem Antrag der Grünen für die Deklarierung der EU Richtlinien zur Kennzeichnung israelischer Waren aus den besetzten Gebieten konfrontiert, und ob sie wüsste dass die NPD einen fast gleichlautenden Antrag gestellt hätte. Glücklicherweise fiel sie nicht darauf herein und antwortete ganz richtig, dass man sich nur im Einklang mit der EU befinde und den Verbraucherschutz im Auge habe. Wollte die Story sie schon einmal einschüchtern im Hinblick auf ihre neue Stellung in Israel? Kerstin Müller sprach sich auch nicht gegen israelische Waren aus dem Kernland aus, sondern nur für die notwendige Kennzeichnung von Waren aus den besetzten Gebieten, EU konform, natürlich!

Selbstverständlich ganz im Gegensatz zu mir, denn ich vertrete die BDS-Kampagne für ALLE israelischen Waren, so lange bis sich die diese völkerrechtswidrige Besatzungspolitik geändert hat. Hier geht es eben nicht allein um Verbraucherschutz, sondern um ein politisches Zeichen gegen Besatzung und Vertreibung!

Zu BDS monierte Zentralratspräsident Dieter Graumann, dass Israel allein an den Pranger gestellt werde, verwies auf „zig umstrittene“ Gebiete in der Welt und machte so die immer gleiche „Israel Projekt/Reut Hasbara Propaganda“, immer andere, völlig unvergleichbare Beispiele aufzuzeigen. Natürlich irrt der „deutsch/jüdische Statthalter Israels in Deutschland, der Schattenbotschafter Graumann“, gewaltig. Es gibt nur einen, sich als „einzige Demokratie in nahen Osten“ bezeichnenden „jüdischen Staat“, den Besatzer- und Apartheid-Staat Israel. Daher muss Israel sich auch an diesen „demokratischen“ Maßstäben messen lassen.

Natürlich bringt „die Story“ auch für ihre Erklärung des Antisemitismus den Satz: „Wenn für Israel, wenn für Juden andere Maßstäbe gelten, dann ist das Antisemitismus“! Wenn 38,4% der Deutschen Verständnis dafür haben, dass man angesichts der israelischen Politik etwas gegen Juden hat. Dieser Tatbestand kommt doch nur daher, dass Israel explizit, auch von den Palästinensern fordert, als „jüdischer Staat“ anerkannt zu werden. Also wieder die Gleichsetzung von Juden und Israel. Was heißt das, Israel zu kritisieren ist antisemitisch, weil man die Politik der Juden kritisiert? Infam ausgedacht, aber scheinbar mehr als wirksam diese Einschüchterung. Wenn 40,5% der Deutschen meinen, Israel behandle die Palästinenser so, wie die Nationalsozialisten die Juden, ist das antisemitisch? Nein, aber nicht völlig abwegig, nicht gleichzusetzen, aber vergleichbar.

Auch zeigt „die Story“ eine Demonstration zum Al Quds-Tag in Berlin, wo die bösen Teilnehmer, laut Polizei „Kindermörder Israel“ schreien dürfen, aber zum Beispiel die Parole„Mörder-Staat Israel“ verboten ist. Allerdings wird nicht gezeigt, dass sich diese Demonstrationen gegen die israelischen Angriffe auf Gaza mit vielen unschuldig ermordeten palästinensischen Frauen und Kindern richtete, gegen diese schrecklichen israelischen Luftangriffe im Laboratorium der IDF, Gaza.

Kurz streifen möchte ich noch Ahmad Mansour, den arabischen Israeli, der in Berlin lebt und mir schon mehrmals wegen seiner Artikel über angeblichen muslimischen Antisemitismus auffiel. Mansour besuchte in der „Story“ zum Beispiel eine Gruppe von muslimischen Jugendlichen in Duisburg, genannt „Heroes“, die gegen Antisemitismus und Vorurteile kämpfen. In der Story wurde ihr selbst geschriebenes Stück über Nationalsozialismus und Konzentrationslager gezeigt, einer der Heroes spielte den Nazi, einer spielte den Juden. Sie hatten deshalb extra Auschwitz besucht und sich über den Holocaust informiert, das hätte ihre Wahrnehmung verändert. Sehr lobenswert. Geprägt seien sie durch judenfeindliche Klischees, religiös geprägten Antisemitismus und den Nahostkonflikt. Schließlich erklärten sie in der „Story“, wer die Zutaten für dieses gefährliche Gemisch liefert: Natürlich die Eltern, und das, was man im Fernsehen von Palästina sieht, ist nur die eine Seite und die will man dann auch nur sehen. Dann bezichtigt „die Story“ noch Al Jazeera, Al Aksa, Al Mana und TrT1, der die türkische Serie Ayalik ausstrahlt, die böse israelische Soldaten zeigt, die palästinensische Mädchen erschießen also IDF als Kindermörder. Judenfeindliche Hasspropaganda und Hassprediger werden gezeigt, die ausgestrahlt in die muslimischen Wohnzimmer den Nährboden für alles bilden. So einfach ist das also! Alles in einen Topf geworfen, um den muslimischen Antisemitismus und dessen Entstehung darzustellen.

So sind die Heroes, die guten Muslime, die sich gegen den Zwang und die Tradition der Väter auflehnen. Mansour habe drei muslimische Verbände für „die Story“ um eine Stellungnahme gebeten, jedoch ohne Erfolg. Ich kann es sehr gut verstehen, dass sich keiner bereit gefunden hat, in dieser Story mitzuwirken. Eine gefährliche Vermischung von Antisemitismus, Judenhass und Muslimen/Islam. Ohne auf die Hintergründe der israelischen Besatzungspolitik hinzuweisen, die doch der eigentliche Auslöser dieser Antipathien sind.

Tägliche Vorfälle, wie gerade wieder die Ermordung eines palästinensischen Steinewerfers im besetzten Westjordanland, durch die IDF. Warum empört man sich in den Medien nicht über den IDF-Angriff auf einen syrischen Stützpunkt? Warum empört man sich nicht über die neuen Siedlungsprojekte in besetzten Gebieten und im annektierten Jerusalem? Warum empört man sich nicht über die Vertreibung der Beduinen aus dem Negev durch Israel? Warum empört man sich nicht über die immer schlimmeren Zustände im blockierten Gaza und die willkürlichen Angriffe der IDF? Israel darf alles, im Namen seiner Sicherheit. Wird in der „Story“ aus diesem Grund auch Kanzlerin Merkel während ihrer Knesset-Rede in Jerusalem 2008, wo sie Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson zur „Order per Mutti“ machte, eingeblendet?

Wieder einmal stehen mit Hilfe eines arabischen Israeli die jungen Muslime als Antisemiten da, ein völlig einseitiges Bild, das in so einer „Story“ für eine mehr als polemische Darstellung sorgt. Wir hören zwar, dass die Muslime nichts mit dem deutschen Judenmord zu tun haben, daher sei für sie als Antisemit zu gelten kein Tabu.

Dann darf in der „Story“, der Vorurteilsforscher Prof. Zick aus Bielefeld erklären, wann Israel-Kritik antisemitisch ist, nämlich wenn sie einen Bezug zu Juden hat. Also, ich frage nochmals, kann es noch Israel-Kritik geben, ohne diesen Bezug? Nein, denn Israel will als „jüdischer Staat“ anerkannt werden und daher werden diese israelischen Verbrechen von Juden begangen. Das muss ausgesprochen werden.

Natürlich fehlte in der „Story“ auch der Hinweis auf die Show von Roger Waters „The Wall“ nicht. Er benutzt den Davidstern als ein Symbol von vielen (Shell, Mercedes, Halbmond, Hammer und Sichel und Kruzifix) auf einem schwarzen Gummischwein, um ihn als Symbol gegen Kapitalismus und des Staates Israel und seiner Palästina-Politik anzuprangern. Wer empörte sich? Natürlich die jüdische Gemeinde Düsseldorf. Gegen die Zensur schrieb ich mehrmals siehe http://www.badische-zeitung.de/leserbriefe-68/ein-kampf-gegen-die-mauer-in-israel–75004910.html. Ziert der Davidstern nicht vielmehr die Panzer und Jets, die Raketen und Drohnen, Bomben auf Gaza, oder anderswo werfen? http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/1.555868. Ist der „jüdische Staat“ nicht selbst schuld, wenn er dieses Symbol eben auch als Kriegssymbol benutzt, Darf man das nicht kritisieren und die vergifteten Kriegstreiber unter „false flag“ auch nicht? http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19396

Zum Schluss noch zum schlimmsten Teil der „Story“, zur Darstellung von Professorin Monika Schwarz-Friesel der Antisemitismusforscherin an der TU Berlin, Nachfolgerin von Prof. Benz, der mehrmals von Broder angegriffen wurde http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article13943852/Neues-von-Judenhassern-und-Terrorverstehern.html ), die aus über mehreren 100.000 E-Mails, Leserbriefen und Texten aus dem Internet von gebildeten und studierten Schreibern zitiert und diese auf ihre antisemitischen Inhalte und anti-jüdischen Klischees hin untersucht hat. Sie erinnerte auch an die Macht der Worte und deren Motivation. Schlimmer noch: Prof. Schwarz- Friesel meinte, es gebe so schreckliche Staaten, wo Menschen, die den Mund aufmachen, in den Kerker geworfen werden. Das alles haben wir in Israel aber nicht, meinte Schwarz- Friesel, also wäre die Israel-Kritik in einer schiefen Argumentationslage. Was kommt dabei heraus? Der Antisemitismus ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. http://www.e-cademic.de/data/ebooks/extracts/9783110230109.pdf?junixx_session=d96581dd067be6ae90346cb59ceab164
Schrecklich, wie blind Frau Prof. Schwarz-Friesel für die Kerker für palästinensische Gefangene ist, gleichzeitig aber die Besatzung und Völkerrechts- und Menschenrechtsverletzungen des „jüdischen Staates“ übersieht. Was für eine schreckliche Argumentation dieser Antisemitismusforscherin.

Diese „Story“ endete mit Sätzen wie: „Israel-Kritik ist die moderne Möglichkeit, wie sich Judenfeindlichkeit neue Wege bahnen kann“, oder: „Es gibt mehr Antisemitismus als wir dachten. Den der Rechten kannten wir, den der Linken auch, auch den der Muslime, aber den in der Mitte kannten wir so noch nicht“! Fazit der „Story“: „Sie alle haben eins gemeinsam, Israel als gemeinsames Feindbild“!

Wer hat denn die Macht in den Medien und kann solche „Stories“ zeigen, um uns alle zu Antisemiten zu machen? Deutschland von Rechts bis Links und jetzt auch noch in der Mitte der Gesellschaft antisemitisch? Ja so hält man sich Israel-Kritik vom Hals und kann in aller Seelenruhe weiter siedeln und alle Friedensbemühungen torpedieren und Angriffe gegen andere Staaten fliegen, Gaza weiter blockieren und angreifen, immer alles im Namen von Israels Sicherheit. Dieser Art von Diffamierung einer Israel-kritischen Bevölkerung muss vehement widersprochen werden. Nicht umsonst hatte die Redaktion dieser Sendung Esther Schapira vom Hessischen Rundfunk, eine mehr als bekannte Israel-Lobbyistin, die es immer wieder schafft, Filme oder Reportagen im Sinne der Israel-Lobby zu senden, oder Gastkommentare für mehr Israel-Verständnis zu schreiben. http://www.fr-online.de/meinung/gastbeitrag-verordnete-staatsraeson,1472602,15042784.html
http://www.youtube.com/watch?v=e6r-8hwu_X0

Diese„Story“ führte uns vor Augen, in welcher Art und Weise wir den Antisemitismus, den wir so gut wie alle, bis in die Mitte der Gesellschaft betreiben, wenn wir Israel-Kritik üben, BDS Aktionen unterstützen oder E-Mails und Leserbriefe schreiben. Merke: So will man uns aus besonderem Interesse zum Schweigen bringen!

Dazu noch einen Schlusswort. Israel bezeichnet sich ja immer als Licht unter den Völkern. Jetzt gibt es noch eine Steigerung. In einem DLF-Interview mit dem US-Botschafter Emerson fragte der Moderator: „Ich bin sicher, von ihrem Fenster aus dem Brandenburger Tor sehen Sie die Touristen aus aller Welt und Touristenführer, die dann zur Seite auf die Botschaft zeigen und sagen: ‚Da hören die Amerikaner alles ab.‘ Was sagen sie dazu Herr Botschafter? Die Antwort von Botschafter Emerson: „Nun ich glaube, sie sagen, das ist die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, es ist ein Leuchtturm der Demokratie für die gesamte Welt“.

Hier haben wir die beiden „unkritisierbaren und unkritischsten“ Staaten der Welt, die USA und Israel, das Licht unter den Völkern und den Leuchtturm der Demokratie. Was kann man dazu noch sagen?

Evelyn Hecht- Galinski