OCHA: Zunahme der Häuserzerstörungen und Beschlagnahmungen in der Westbank und Ost-Jerusalem im ersten Halbjahr 2020

Nahostpolitik

Trotz der Zusagen der israelischen Behörden, im Kontext der Covid-19-Pandemie ihre langjährige Politik der Häuserstörungen auszusetzen und keine palästinensischen Wohnstrukturen in der besetzten Westbank abzureißen, hat Israel diese Praxis sogar während des ersten Halbjahres intensiviert.

Dies geht aus einem Bericht des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hervor.

In dem untersuchten Zeitraum von sechs Monaten (01. Januar – 30. Juni 2020) wurden nach Angaben von OCHA 318 palästinensische Häuser abgerissen oder beschlagnahmt, 374 Palästinenser wurden vertrieben, darunter auch 200 Kinder. Diese Zahlen zeigen einen Anstieg der Häuserzerstörungen um 4,6% im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum im Vorjahr 2019. Zerstört wurden ähnlich, wie auch im Vorjahr Wohnstrukturen (39%) und Landwirtschafts- bzw. lebensnotwendige Grundstrukturen (47%). Insgesamt sind für den untersuchten Zeitraum 1.589 Palästinenser, darunter auch 796 Kinder) betroffen.

So wurden beispielsweise im Heiligen Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr 42 palästinensische Häuser und Strukturen abgerissen, mehr als in den Ramadan-Monaten der Jahre 2015-2019. Im ersten Halbjahr 2020 zerstörten die israelischen Behörden auch palästinensische Häuser und Einrichtungen, die sich in oder neben Gebieten befanden, die für die Erweiterung der völkerrechtswidrigen Siedlung Ma’ale Adumin vorgesehen sind (E1-Plan), so OCHA in seinem Bericht.

Israel hat in dem untersuchten Zeitraum auch EU-finanzierte Strukturen zerstört. Betroffen sind 38, die mit EU-Hilfen bzw. den Geldern ihrer Mitgliedstaaten für humanitäre Hilfe finanziert wurden. Diese Zerstörungen betreffen die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen; 50% der zerstörten Strukturen waren Wohngebäude, 30% landwirtschaftlich genutzte Gebäude bzw. zum Lebensunterhalt benötigte Einrichtungen. Die Gesamtverluste durch die Zerstörungen schätzt OCHA auf 124.725 Euro, was einen Anstieg um fast 40% gegenüber den 36 EU-finanzierten Strukturen entspricht, die im Vorjahr 2019 im gleichen Zeitraum abgerissen wurden. Deren Wert beziffert OCHA auf insgesamt 89.219 Euro.

Quelle sowie der Volltext des OCHA- Berichtes: 

http://palaestina.org/index.php?id=160&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1022&cHash=6693e399a3da7ef243a0be0d849f4c8d