„Vamoose“! Palästinensisches Mädchen will nicht die andere Backe hinhalten

Nahostpolitik

Meinung, Ranjan Solomon, Herausgeber

Hinaus aus unserem Land“ – Palästinensisches Mädchen hält „die andere Backe“ nicht hin. Israel hat die einmalige Fähigkeit, seine eigenen Scheußlichkeiten gegenüber Palästinensern in Opferstatus umzudrehen, besonders wenn seine Aktionen auf schlagfertige Antworten treffen.

Courage ist das Wort, das am besten palästinensische Zurückweisung israelischer brutaler Schikanen und Frechheiten des Militärs beschreibt. Die 16jährige Palästinenserin Ahed Tamini wurde festgenommen, nachdem man sie gefilmt hatte, wie sie auf Sicherheitskräfte losgegangen ist. Die Soldaten waren in das Gehöft der palästinensischen Familie eingedrungen, um Proteste zu stoppen und Palästinenser zu hindern, Steine auf israelische Motorradfahrer in der Nähe zu werfen. Die israelischen Medien erlaubten übermütig ihren Filmern, die Szene auf Video nachzustellen, die eine junge Frau zeigte, die gegen die Soldaten tritt und handgreiflich wird, bevor sie ihnen befiehlt, die Szene zu verlassen. Es war eine zynische Vortäuschung von Toleranz.

Ahed Tamini ist keine gewöhnliche junge Frau. Sie hat sich schon früher israelischen Soldaten mutig und in einer Angriffslustigkeit entgegengestellt, die zeigt, sie würde keinen Unsinn von der Besatzungsmacht dulden. Als das Video von ihrer Handgreiflichkeit gegenüber einem israelischen Soldaten vor zwei Wochen direkt in die sozialen Medien ging, kam es zu einander widersprechenden Reaktionen von Israelis und Palästinensern. Ahed Tamini ist jetzt etwas wie eine Volksheldin für ihre trotzige und tapfere Tat. Schließlich hat sie die Soldaten nur aufgefordert, palästinensisches Land zu verlassen und hatte jedes Recht, das zu tun. Was haben israelische Militärfahrzeuge auf palästinensischem Land mit militärischem Schutz zu tun? Und was haben sie im privaten Hof eines palästinensischen Hauses zu schaffen? Man kann nicht in den Besitz anderer Leute eindringen und erwarten, mit einem Becher heißen Kaffees freundlich begrüßt zu werden.

Rechte Israelis sind der Ansicht, dass die Soldaten Schwäche gezeigt haben, sogar Feigheit, weil sie nicht zurückgeschlagen haben.

Aber eine Entgegnung gibt die Vermutung wider, dass der Soldat wusste, dass die Geschichte auf Video festgehalten werden würde und es für nützlich hielt, damit einen PR-Sieg für die israelische Armee zu erringen, indem sie sich als geduldig und vernünftig darstellte. Die israelische Armee gab an, er „handelte professionell“, indem er Selbstkontrolle zeigte. Einige fragen sich: War er völlig überrumpelt und „schreck-stad?“.

In Haaretz stellt Gideon Levy einige kühne Fragen. „Würden Sie stolz auf sie sein wie ihr Vater, der in einer Reaktion, die Respekt befiehlt, seinen Stolz zum Ausdruck brachte? Würden Sie sich eine Tochter wie diese gewünscht haben, die ihre nicht-existente Jugend gegen einen mutigen Kampf für die Freiheit getauscht hat? Oder wäre Ihnen eine Tochter lieber gewesen, die kollaboriert?

(https://facebook.us14.list-manage.com/track/click?u=70813d3d15ac4637582781b8e&id=17f6383ab3&e=267525e738)

Und er fügt hinzu: „Und was würden Sie gefühlt haben, wenn Soldaten einer fremden Armee nachts in Ihr Haus eingedrungen wären, Ihre Tochter vor Ihren Augen aus dem Bett gezogen hätten, sie festgenommen und für eine ziemlich lange Zeit in Handschellen gelegt hätten, nur, weil sie dem Soldaten eine geschmiert hat, der in ihr Haus eingedrungen war und damit die Besatzung verunglimpft hatte, was viel mehr verdient als Watschen (= Ohrfeigen)?

Der Protest der Tamini schreckt viele Gemüter auf und Leute denken nach, ob es an der Zeit sei für mutigere und tatkräftige Gesten im Kampf des Volkes. Schließlich: Es steht nirgends, dass Macht-Haben Partner ist für mutwillige Machtausübung. Das darf nur im Druck und nach Gegenwehr geschehen. Ahed Tamini steht jetzt als Angeklagte in einer schamlosen Vorstellung von Israels äußerster Stupidität und Arroganz. Der Gerichtshof belastet Ahed Tamini mit schwerem Angriff auf einen israelischen Soldaten und der Behinderung eines Soldaten in der Ausübung seiner Pflicht.

Was war seine Pflicht? Diebe zu schützen in einem Land, das sie den ursprünglichen Besitzern gestohlen hatten? Die Absurdität endet hier nicht.

Ein israelischer Top-Journalist rief auf zur Vergewaltigung von Ahed Tamini. Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman argumentierte ebenso geistesgestört.

Er forderte, sie solle ihr ganzes Leben im Gefängnis verbringen. Die Besetzung hat irrationale Proportionen erreicht und die Verrücktheit endet niemals. Israel riskiert, Ahed zu einer „Heiligen Johanna von Palästina“ zu machen, notierte Haaretz.

Israel macht unschuldige Kinder zu ärgerlichen Bürgern. Die Jugend, die erfahren hat, wie es sich anfühlt, in Gefängnisse geschleppt und gefoltert zu werden, oder deren Eltern und Verwandte vor ihren eigenen Augen getötet wurden, oder die Zeugen wurden, wie ihre Wohnhäuser von multinationalen Maschinen niedergewalzt wurden, die an Israel in Form von Hilfspaketen gegeben wurden, werden nie vergessen, was sie gesehen haben und welche Gefühle sie erlebt haben. Die Bilder von den Schrecken, die Israel über sie gebracht hat, bleiben in ihren Herzen und in ihrer Erinnerung haften. Es bleibt jedem zu erraten, zu welchen Resultaten sie heranwachsen werden. Aber Israel sollte besser Sinn sehen in diesen sporadischen Akten von Widerstand wie dem von Ahed Tamimi und wissen, es wird in Zukunft mehr Wagemut und Beharrlichkeit (sumud) geben.

Das war nicht ein vernachlässigbarer Fall von „die andere Backe hinhalten“. Es lag bei ihr zu entscheiden, dass sie nicht die andere Backe hinhalten würde, weil sie sich innerhalb ihres Gehöftes bewegten. Man nennt das Übergriff, und man hat den Preis für den Übergriff zu bezahlen. Der Besetzer ist der ursprüngliche Verbrecher. Die Zeit ist lange vorüber, dass man jemanden die andere Backe hinhält, wenn man angegriffen wird. Es ist Zeit festzuhalten, dass bereits „die erste Backe“ schlimm genug und falsch genug war.

Jetzt ist die entsprechende Antwort der Fausthieb und der Fußtritt: „Hinaus aus unserem Land!

Übers.: Gerhilde Merz, zugesandt von Ellen Rohlfs, 12.01.2018