Der Journalist Benjamin Weinthal, der mit seinen Kampagnen seiner Sache ständig einen Bärendienst erweist
Von Arn Strohmeyer, 29./30.01.2016
Der israelische Journalist Benjamin Weinthal, der aus Berlin für die „Jerusalem Post“ berichtet ist in den Kreisen der am Nahost-Konflikt Interessierten wohl bekannt. Im Netz wird er schlicht als der „Kampagnen-Journalist“ bezeichnet.
Dieser Korrespondent hat ein merkwürdiges Berufsethos. Er kennt offenbar nur ein Ziel, Leute, die Israels Politik kritisieren als „Israel-Hasser“ und „Antisemiten“ zu entlarven und zur Strecke zu bringen.
Was mag für ein Motiv hinter einer solchen Auffassung von Journalismus stecken? Vielleicht ein – unbewusstes – Gefühl, sich an den Deutschen für die furchtbaren NS-Verbrechen an den Juden zu rächen – also ein Hass auf alles Deutsche?
Ganz sicher verfolgt er aber die Absicht, jede Information und Diskussion über Israels brutale, gegen Völkerrecht und Menschenrechte verstoßende Besatzungspolitik zu verhindern.
Dass er dabei zur tragischen Figur wird, weil er anstatt den wirklichen Antisemitismus zu bekämpfen, den es ja durchaus noch gibt, mit seinen infamen Methoden immer mehr Kritiker der israelischen Politik schafft, die dann in seiner Sicht natürlich alle „Antisemiten“ sind, scheint ihm gar nicht bewusst zu sein. Und da er keine Argumente hat – wie soll man Israels Politik gegenüber den Palästinensern mit humanen Argumenten verteidigen? – greift er ständig zu Unterstellungen. Da ist dann davon die Rede, die Kritiker wollten Israel „delegitimieren“ oder sein Existenzrecht leugnen.
Das wirft er auch Leuten vor, die gar nicht daran denken, so zu argumentieren.
Ein Landsmann von Weinthal, der Historiker und Soziologe Moshe Zuckermann von der Universität Tel Aviv, für den Kampagnenjournalisten vermutlich auch ein „Antisemit“, hat einmal die infamen Methoden dieser ideologischen Eiferer und Inquisitoren sehr treffend beschrieben, wobei er sich gar nicht direkt auf Weinthal bezog: „Der Antisemitismus-Vorwurf ist inzwischen selbst zum Fetisch geronnen, die Sachwalter des Antisemitismus-Vorwurfs gerieren sich (nach alter deutscher Tradition) wie scharfrichterliche Gesinnungspolizisten, so dass der real grassierende Antisemitismus sich an der Tendenz delektieren darf, dass alles, was sich kontingent anbietet, so sehr dem Antisemitismus-Vorwurf unterstellt wird, dass der wirklich zu bekämpfende Antisemitismus sich hinter der Verwässerung des Begriffs und seiner zunehmenden Entleerung verstecken kann. Vor lauter Antisemitismus-Jagd ist inzwischen jeder und jede im deutschen öffentlichen wie halböffentlichen Raum tendenziell dem drohenden Vorwurf ausgesetzt, manifest oder latent antisemitisch zu sein, wobei die keulenartige Drohgebärde mittlerweile so wirkmächtig geworden ist, dass viele in eingeschüchtert-vorauseilender Unterwerfung die perfiden Regeln des Katz-und-Maus-Spiels verinnerlicht haben und ihnen nichts dringlicher erscheint, als dem Vorwurf dessen, was ihnen gar nicht in den Sinn gekommen war, entkommen zu sollen. Aber das In-Abrede-Stellen des Vorgeworfenen nützt nichts, wird mithin im günstigsten Fall belächelt, im gängigeren aber als umso evidenterer Beweis für den unbewussten Antisemitismus des sich des Vorwurfs Erwehrenden gedeutet und auch lauthals verkündet.“
Soweit Moshe Zuckermann.
Es wäre müßig und ermüdend, hier alle Kampagnen aufzuzählen, die Weinthal schon gestartet hat, um Kritik an Israels Politik zu unterdrücken. Sie sind Legion. Warum er dabei so erfolgreich ist, die Angegriffenen also reihenweise einknicken und meistens sofort nachgeben, kann man nur psychologisch mit der Seelenlage der Deutschen nach dem Holocaust erklären, wie es der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat (Tübingen) getan hat.
Er hat sich eingehend mit dem Problem der deutschen Schuld gegenüber den Juden und dessen Auswirkung auf das deutsch-israelische Verhältnis beschäftigt. Er stellt fest: Wird Schuld nicht bewusst aufgearbeitet, dann kann man mit ihr nicht rational und kontrolliert umgehen. Was aber zur Folge hat, dass man sich seinem Gegenüber so verhält, dass man alles tut, was er glaubt, was man zu tun hätte. Man gibt also die Autonomie des eigenen Urteilens preis, und das Gegenüber hat so die Chance, die Schuld zu manipulieren. Tugendhat schreibt: „Es gibt Menschen und auch Staaten, die auf dem irrationalen Schuldgefühl eines anderen virtuos wie auf einem Klavier spielen können. So tun es auch die Israelis mit den Deutschen.“ „Man kann dieser Schuld nur entgehen, schreibt er weiter, wenn diese Schuld rational aufgearbeitet wird. Dann besteht nicht mehr die Notwendigkeit, sich den – u.U. auch irrationalen – Wünschen des anderen zu unterwerfen. Der Handelnde behält dann sein autonomes Urteilsvermögen. Die Frage lautet dann: Wie kann ich dem anderen helfen? Wo liegen seine Interessen? Weinthal ist ein grandioser Virtuose, auf den deutschen Schuldgefühlen Klavier zu spielen“.
Dass ein solches Vorgehen, das ja mit Journalismus wenig, aber viel mit ideologisch begründeter, inquisitorischer Menschenverfolgung zu tun hat, viele Menschen in diesem Land in ihren –natürlich unberechtigten – Vorurteilen gegen „Juden“ und vielleicht auch wirkliche antisemitische Ressentiments verstärken könnte, kommt diesem Mann wohl gar nicht in den Sinn. Ein Beispiel, das der Verfasser dieser Zeilen gerade selbst erlebt hat. Weinthal schaffte es –wie berichtet – mit einer einzigen email an den Vermieter des Veranstaltungsraumes in Bremen, einen Vortrag über mein neues Buch „Antisemitismus und Philosemitismus und der Palästina-Konflikt. Hitlers langer verhängnisvoller Schatten“ ausfallen zu lassen.
Im Netz gab es sofort eine empörte Kampagne gegen Weinthal.
Als die lokale Zeitung (der Weser-Kurier) über den Fall berichtete, schrieben mir reihenweise wildfremde Menschen oder riefen mich an und drückten mir ihre Sympathie aus und zugleich ihren Abscheu über solche Methoden, aber auch über die mangelnde Zivilcourage des Raumvermieters. Für mein Buch hat Weinthal so unfreiwillig gute Werbung gemacht, ich müsste ihm eigentlich einen Dankesbrief schreiben. Für mich ist er deshalb eine tragische Figur, der – ganz frei nach Goethe – in seinem Sinn stets das Gute (für Israel) will und doch immer das Gegenteil erreicht. Denn die Freunde Israels werden durch sein Wirken sicherlich nicht mehr. Wie der frühere israelische Botschafter in Deutschland Avi Primor einmal gesagt hat: „Der Antisemitismus nimmt nicht zu, die Sympathien für Israel nehmen aber ab.“
Nähere Hintergrundinfos unter
Arn Strohmeyer gab am Montag, 25.01.2016, folgende Erklärung heraus – „Jerusalem Post“ verhindert Vortrag von Arn Strohmeyer in den Bremer Weserterrassen