Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D., 28./29.06.2023
Betr.: Maischberger 27.6.23: „Nach dem gescheiterten Wagner-Aufstand: Wie geschwächt ist Kreml-Chef Wladimir Putin?“
ARD-Fernsehsendung-Maischberger gemäß US-Vorturnern konzipiert
Die ARD-Fernsehsendung-Maischberger vom 27.6.23 war konzipiert, wie es auf allen deutschen Kanälen gemäß US-Vorturnern tönt, die Absicht der NATO-USA zu verstärken, Russland zu schwächen, besonders den Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, und ihn nach dem gescheiterten Wagner-Aufstand als geschwächt einzustufen. Sollte man etwas anderes erwarten können, solange die USA Truppen in Deutschland haben, Kommandozentren unterhalten, ihre Atombomben hierzulande lagern und deutsche Banken, Großkonzerne und Führungspersonal kontrollieren?
Wahrheit über die NATO, deren historischen Aggressivität gegen Russland und Europa nie infrage gestellt
Wirklich peinlich und schockierend bei Maischberger am 27.6.23 war der Auftritt des ehemaligen deutschen Botschafters in Moskau, Rüdiger von Fritsch, der ungebildet und ohne Fachwissen wirkte. Schließlich erdreistete er sich, die Prigoschin-Behauptung, die NATO wäre kein Aggressor für Russland, als reine Wahrheit zu bezeichnen! Selbstverständlich ist diese Behauptung Prigoschins die Wahrheit der NATO, deren historische Aggressivität gegen Russland und Europa in deutschen Medien niemals zugegeben, weniger noch behandelt wird. Aber die Fakten sprechen für sich selbst und beweisen die Gefährlichkeit der NATO, neben ihren Aggressionskriegen gegen Jugoslawien und andere Länder, auch durch ihre Ost-Erweiterung bis an die Grenze Russlands. Nur alte, hasserfüllte Kalte-Krieger sind nicht in der Lage, diese Abnormität anzuerkennen, denn sie bleiben treue Vasallen der NATO-USA, ohne persönliches Kriterium. Wie alle US-Vasallen tendieren sie dazu, im umgekehrten Verhältnis zu dem zu reden, was sie von den vorliegenden Fakten wissen oder wissen sollten.
US-Misstrauen gegenüber Berlin
Der bei Maischberger am 27.6.23 anwesende CNN-Korrespondent Frederik Pleitgen äußerte sich besonnen und plausibel. Zu bedenken ist die Frage, die Maischberger treffend stellte, wieso das Weiße Haus das Kanzleramt über den bevorstehenden Wagner-Aufstand nicht informierte. Offensichtlich misstrauen der US-Präsident Joe Biden und seine Beamten seinen deutschen Kollegen und wollte nicht riskieren, dass sich Kanzler Scholz mit seiner unberechenbaren Außenministerin in die Bredouille verwickeln lässt und mehr Öl ins Feuer gießt.
Wagner-Chef Prigoschin nach Weißrussland
Das Strafverfahren gegen Jewgeni Prigoschin, wurde am Montagmorgen (26.6.) noch nicht rechtskräftig abgeschlossen. Das Strafverfahren sei noch nicht eingestellt worden, hieß es aus russischen Agenturmeldungen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, es sei vereinbart worden, dass sich Prigoschin nach Weißrussland zurückziehe. Kurz darauf stellten die Wagner-Kämpfer ihren Marsch Richtung Moskau ein.
Vielfalt der Ansichten in Russland fast so groß wie das Land selbst
<<Die Konsumenten der westlichen Mainstream-Medien kennen die offizielle Interpretation sehr gut, die wie immer aus Washington kommt und von unseren Journalisten als ihre eigene Originalberichterstattung wiedergegeben wird, wie die Prigoschin-Affäre die Zerbrechlichkeit von Diktaturen demonstriert, wie sie die wahre Schwäche des Putin-Regimes zeigt, und so weiter und so fort. Die Vielfalt der Ansichten in Russland ist fast so groß wie das Land selbst und nur unsere ignoranten und bigotten Meinungsmacher im Westen übersehen dies.
Der friedliche Ausgang der Krise scheint am Samstag (24.6.) mit der Ausweisung Prigoschins nach Weißrussland und der Rückkehr der Truppen der Wagner-Gruppe in ihre Kasernen und Feldlager erreicht worden zu sein.
… in Russland hat der Bürgerkrieg von 1917-21 mehr Menschenleben gekostet als die Kämpfe an der Front im Ersten Weltkrieg. Die offizielle Zahl wird mit über 10 Millionen angegeben. Die Zahl der russischen Todesopfer des Bürgerkriegs wurde nur noch auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs übertroffen. Eine solche Möglichkeit eines bewaffneten Konflikts an der Heimatfront muss um jeden Preis vermieden werden. Der Generalleutnant im Ruhestand und Staatsduma-Abgeordnete Andrej Guruljow sagte unumwunden, dass Verrat, wie ihn Prigoschin begangen hat, durch die physische Beseitigung der Täter, durch einen Kopfschuss, bestraft werden muss.
Die Rebellen waren in der Lage, in einen Luftwaffenstützpunkt im russisch-ukrainischen Grenzgebiet einzudringen und ihn unter ihre Kontrolle zu bringen, und konnten nach Norden bis Woronesch marschieren, ohne auf den Widerstand der örtlichen Verteidigungskräfte zu stoßen. Es liegt auf der Hand, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Verteidigungsbereitschaft Russlands in den Regionen zu stärken, die der militärischen Aktion der militärischen Sonderoperation am nächsten liegen.
Nur diejenigen Wagner-Soldaten, die Verträge mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnen und unter dessen direkter Kontrolle stehen, dürfen Waffen tragen. Alle anderen sollten aufgelöst und aus dem Kriegsgebiet weggeschickt werden.
Alexander Babakow, stellvertretender Vorsitzender der Staatsduma und Abgeordneter der Partei „Einiges Russland“ wies darauf hin, dass die bewaffnete Meuterei gescheitert sei, weil sie von der regulären Armee, von der russischen Regierung auf allen Ebenen und von der gesamten Bevölkerung abgelehnt worden sei. Auf diese Weise demonstrierte Russland der Welt seine Einigkeit in Kriegszeiten und seine Bereitschaft, dem kollektiven Westen die Stirn zu bieten. Die Lektion für den Westen war gerade die Stärke des Landes und seines Oberbefehlshabers.
Hört jemand in Washington zu? Die Zerstörung von Bradleys und Leopards bei den Angriffsversuchen der laufenden ukrainischen Gegenoffensive macht deutlich, dass die russische Armee aus den militärischen Operationen in der Ukraine viel stärker hervorgeht, als sie in den Krieg eingetreten ist. Das ist auch dadurch erkennbar, dass sie im Krieg abgehärtet ist und über die neuesten Erkenntnisse darüber verfügt, was auf dem Schlachtfeld funktioniert und was nicht. Die Schwächung Russlands, die von der USA-Neokonservativen als Ziel der amerikanischen Unterstützung für das Kiewer Regime genannt wurde, bewirkt das Gegenteil, ohne die Leerung der Rüstungsbestände in Europa zu berücksichtigen, die aus den massiven Waffenlieferungen an die Ukraine resultiert.
Was wir in der BBC, bei Euronews und CNN über die Prigoschin-Affäre und über den Verlauf des Krieges im Allgemeinen hören, sind fast ausschließlich unbegründete Spekulationen. Den erwarteten Rücktritt Schoigus und Spekulationen darüber, wer sein Nachfolger werden könnte, war leeres Geschwätz. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Diskussion absolut aus der Luft gegriffen.>> („Der Bodensatz des bewaffneten Prigoschin-Aufstandes“, Gilbert Doctorow, 26.6.23)
Es gibt dokumentierte Indizien, dass US-Präsident Joe Biden den Krieg in der Ukraine beenden will.
Umso dreister und dummer die Lüge, desto kräftiger setzt sich die Wahrheit durch und stellt die verbreitete mediale Falschheit bloss.
Fakten vor Ort: Putin der unbestrittene oberste Verteidiger Russlands
Pepe Escobar, unabhängiger brasilianischer Journalist schreibt: <<Am Ende könnte sich der „Putsch“ als die größte russische Operation aller Zeiten erweisen, um den Westen zu trollen. Wieder einmal beweisen die Fakten vor Ort, dass Putin der unbestrittene oberste Verteidiger Russlands ist. Nachdem er einige Stunden lang strategisches Schweigen bewahrt hatte, erhielt sein späteres Eingreifen die volle Unterstützung der Zivilbevölkerung, des FSB (russischer Geheimdienst), der Tschetschenen, der Armee, der Kommunisten und aller anderen dazwischen.
Russische Politik, ein besonderes Wesen
Eine wichtige Forderung von Prigoschin war der Rücktritt von Verteidigungsminister Schoigu und Stabschef Gerassimow. Das könnte in naher Zukunft geschehen – oder auch nicht. Prigoschin baute diesen ganzen Zirkus auf, nur um ein Treffen mit Schoigu und Gerassimow in Moskau zu bekommen. Am Samstag (24.6.) befand sich die Gruppe Wagner 200 Kilometer von Moskau entfernt – am Sonntag dann 100 Kilometer vor Kiew… Die MSO – jetzt ATO – wird fortgesetzt und die russische Armee kämpft unbeirrt weiter. Die „Gegenoffensive“ der Ukraine torkelt weiter den Rand einer Klippe entlang und macht sich bereit, die tiefschwarze Leere zu umarmen. Ein Sieg Putins in allen Belangen bedeutet, dass sich die gesamte Zivilbevölkerung – und das Militär – dafür einsetzen, ihn und die russischen Institutionen zu bewahren und zu perfektionieren. Es gibt absolut kein Land im gesamten Westen, in dem wir dieses Maß an öffentlicher Unterstützung für die Regierung finden. Die russische Politik ist ein besonderes Wesen. Sie funktioniert sowohl auf höchster Ebene als auch an der Basis – anders als im Westen, wo tiefe Zwietracht zwischen Eliten und Volk die Norm ist. Der Westen setzte seine Wetten einige Stunden lang auf das baldige Auseinanderfallen und die darauffolgende Zerstückelung Russlands. Nein, nicht jetzt und nicht heute. Und auch nicht in absehbarer Zeit. Was derzeit zählt, ist, dass Russland insgesamt gestärkt aus dem „längsten Tag“ hervorgegangen ist. Putin sitzt also fester im Sattel denn je. Aber jeder sollte immer bedenken: Das Einzige, was Putin nicht verzeihen kann, ist Verrat. („Wenn der Blitz der Geschichte zuschlägt, kommt man am besten gleich zur Sache“ von Pepe Escobar, 27.6.23)
Nicht länger alte Kalte-Krieger zu politischen Debatten-Sendungen einladen
Es wäre besser für Maischberger und alle anderen deutschen Redaktionen politischer Debatten-Sendungen, nicht länger alte Kalte-Krieger als Teilnehmer einzuladen, sondern Politiker mit Fachwissen oder Experten, die zur Aufklärung der heiklen Lage sachlich und vorurteilsfrei beitragen können, wie Gilbert Doctorow, Pepe Escobar, Scott Ritter, Thomas Röper und Tom J. Wellbrock.