Der missratene Besuch des Präsidenten

Nahostpolitik

Zitat: „Anstelle über vermeintlichen Antisemitismus hätte er einen Diskurs über rassistischen Vandalismus gegen palästinensische Künstler fordern müssen. Hatten doch im Vorfeld Ende letzten Monats unbekannte Täter in dem Ausstellungsraum des palästinensischen Kunstkollektiv „The Question of Funding“ Wände und Oberflächen mit der Substanz eines Feuerlöschers mit einem als US-Todesdrohung bekannten Code „187“ und „Peralta“ verschmiert

Von Evelyn Hecht-Galinski, 21. Juni, 2022

Ach, wäre Bundespräsident Steinmeier der Documenta fifteen doch nur ferngeblieben; seine Predigt wäre uns erspart geblieben! So aber nutzte er in bewährter Form, die Israel-Lobby wacker zu vertreten. Die diesjährige Documenta wurde von dem indonesischen Künstler-Kollektiv „Ruangrupa“ konzipiert, dem es um eine gemeinsame Lebens- und Arbeitsweise, um Grundsätze wie Kollektivität, gemeinschaftlichem Ressourcenaufbau und gerechte Verteilung geht und diese in Zusammenarbeit mit vielen anderen Künstlergruppen verwirklicht. Schon zu Beginn wurde der „Ruangrupa“ nach bekanntem Muster Nähe zur „BDS-Bewegung“ (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) vorgeworfen und lautstark eine Ausladung gefordert. Wer hatte die Hetze befeuert? Ein Pamphlet eines umstrittenen „Bündnisses gegen Antisemitismus“, eine aus sechs Personen, den sog. „Antideutschen“ bestehende Gruppe, die die „islamische Religion“ ablehnen („aber nicht im rassistischen Sinn“!?). Das Hauptziel dieses voll hinter Israel stehenden „Bündnisses“ ist es, Kritiker der Besatzungspolitik Israels als „Antisemiten“ zu denunzieren.

Antisemitismus-Teibjagd

Im Bündnis mit der „Bild“-Kampagne „Kunstausstellung der Schande“ beteiligten sich die altbewährten Protagonisten der Lobby an dieser Treibjagd. Der Zentralratspräsident der Juden, Schuster, der mehr als umstrittene Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein, und der unsägliche Grüne Volker Beck als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Hier stellt sich die Frage, ob mit unseren Steuergeldern eine Lobby und Posten finanziert werden sollten, die auf deutschem Boden eine völkerrechtswidrige jüdische Besatzungspolitik unterstützen und berechtigte Kritik daran als Antisemitismus brandmarken.

In diese Stimmung also fiel der Eröffnungsbesuch Steinmeiers und seine unsägliche Rede. Er monierte, dass keine jüdischen Künstler aus Israel vertreten sind und es verstöre ihn, wenn weltweit neuerdings häufiger Vertreter des globalen Südens sich weigern, an Veranstaltungen, an Konferenzen oder Festivals teilzunehmen, an denen jüdische Israelis vertreten sind. Ein Boykott Israels käme einer Existenzverweigerung gleich, und er ermahnte die documenta-Verantwortliche, einen versprochenen Diskurs über Antisemitismus nachzuholen. Mit seiner Rede übernahm Steinmeier genau die Argumentation des Zentralrats und der Lobby.

Anstelle über vermeintlichen Antisemitismus hätte er einen Diskurs über rassistischen Vandalismus gegen palästinensische Künstler fordern müssen. Hatten doch im Vorfeld Ende letzten Monats unbekannte Täter in dem Ausstellungsraum des palästinensischen Kunstkollektiv „The Question of Funding“ Wände und Oberflächen mit der Substanz eines Feuerlöschers mit einem als US-Todesdrohung bekannten Code „187“ und „Peralta“ verschmiert. Die palästinensische Künstlerin Lara Khalidi vermutete, dass es sich um eine Morddrohung gehandelt haben könnte, um die Künstler einzuschüchtern, die auch auf die monatelange Hetzkampagne in deutschen Medien zurückzuführen sei. Interessant: über den Vandalismus-Anschlag suchte man in deutschen Medien so gut wie vergebens. Dafür wäre eine Entschuldigung im Namen Deutschlands fällig gewesen, Herr Steinmeier…

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