Deutsche Häuserkämpfer in Israel

Nahostpolitik

Nach einem Bericht in der November/Dezember-Ausgabe 2014 der „Deutschen Militärzeitschrift“ (DMZ) Nr. 102 sollen bis zu 250 Soldaten der Bundeswehr in Israel für den Häuserkampf ausgebildet werden. Die DMZ beruft sich in ihrer Meldung auf eine entsprechende Mitteilung des Heeres-Inspekteurs Bruno Kasdorf an den Vorsitzenden des Bundestag-Verteidigungsausschusses. Karsten Herold, der Autor der DMZ-Meldung, schreibt: „Der Bundeswehr dürfte es hinsichtlich der Ausbildung in Israel besonders darum gehen, von den umfangreichen praktischen Erfahrungen der Israelis zu lernen.“

Herold verweist in diesem Zusammenhang auf das Datum der Mitteilung des Heeresinspekteurs: auf den 11. Juli 2014. Drei Tage zuvor, am 8. Juli 2014, hat das israelische Militär mit der massiven Offensiv-Bombardierung des Gazastreifens begonnen. Ein Sprecher des Heeres verneinte zwar einen Zusammenhang, räumte allerdings ein, dass die israelische Armee „aufgrund ihrer zahlreichen Angriffe auf das dicht besiedelte Palästinensergebiet“ über „ausgeprägte Erfahrungen“ im Bereich des Häuserkampfes verfügt.

Begründet wird die Häuserkampf-Ausbildung deutscher Soldaten in Israel damit, infolge der israelischen „Erfahrunen“ auf dem Gebiet urbaner Einsätze „besser für den Kampf gegen Aufständische im Ausland“ gerüstet zu sein. Ferner verweist Karsten Herold darauf, dass „mit der wachsenden Einsatzfreude (sic!) in der deutschen Politik“ auch die Wahrscheinlichkeit „für Einsätze gegen asymmetrische oder reguläre Gegner in bebautem Gebiet … stark steigt“. Ergänzend dazu heißt es in der Zeitschrift „Europäische Sicherheit & Technik“, Heft 11/2014, dass die Ausbildung im Häuserkampf und für Urbane Operationen – laut Abkürzungsjargon der Bundeswehr „UrbOp“ genannt – nicht nur gegen militärisch organisierte Gegner erforderlich sei, sondern auch gegen „Menschenansammlungen mit Aufruhr“.

Hier schließt sich eine gefährliche Kette der Militarisierung im Inneren und nach Außen. Die Bundeswehr wird zum einen befähigt, innenpolitisch eingesetzt zu werden gegen „Menschenansammlungen im Aufruhr“ – gegen Streikende, gegen Demonstrierende, gegen Ausländerinnen und Ausländer, die gegen ihre Drangsalierung und für ihr Recht auf Asyl kämpfen. Andererseits ist außenpolitisch zu befürchten, dass die deutschen Häuserkampf-Schüler über kurz oder lang an der Seite ihrer Häuserkampf-Ausbilder gegen die Menschen in Palästina zum „praktischen Einsatz“ gelangen.

Erstaunlich wäre diese makabere Art der „Wiedergutmachung“ keinesfalls; denn wegen der Rolle der deutschen Wehrmacht bei der europäischen Judenverfolgung und bei der Vernichtung der jüdischen KZ-Häftlinge zollt die Berliner Regierung der israelischen Machtpolitik nibelungentreue Ergebenheit und blinde – auch militärische – Unterstützung.

Rudolph Bauer, 19.11.2014