Nomen est Omen

Nahostpolitik

Von

Evelyn Hecht- Galinski, 12.02.2014

In der Tat, es gibt Namen, die „ein Zeichen“ sind, also „nomen est omen“. Mar(r)on ist die Bezeichnung für die Farbe Braun. Außerdem gibt es eine Schriftstellerin, die den Namen Monika Maron trägt. Soweit so gut. Aber was diese Schriftstellerin, die einst von Westdeutschland in die DDR umsiedelte und dort unter anderem auch als Fräserin in einem Flugzeugwerk bei Dresden arbeitete, nun in einem Artikel in der „WamS/Welt am Sonntag“ an Islamophobie in das Papier fräste, zeigt einmal mehr, wie sich leider auch deutsche Intellektuelle immer nachhaltiger in das „Sarrazin- und Broder-Fahrwasser“ begeben.

„Rechte, rechtsradikale Schreiber“ vereinigt bei Springer!

Monika Maron hatte ihren Artikel ursprünglich unter dem Titel: „Im Namen der fünf Prozent?“ im Spiegel veröffentlichen sollen, was aber angeblich dank des neuen Spiegel-Chefredakteurs Büchner verhindert wurde, wie der Presse zu entnehmen ist. Der Artikel wurde also in der Welt unter der Überschrift: „Politiker müssen Muslimen die Grenzen aufzeigen“ am 2. Februar veröffentlicht. (1)

Monika Maron war mir noch wegen ihres Artikel vom 23.4.2012 in unguter Erinnerung, natürlich auch in „Springers Welt“ veröffentlicht: „Warum der Islam nicht zu Deutschland gehört“. (2) Das die Springer-Presse ein Sammelbecken für „ältere für ihr Gnadenbrot“ schreibende, auch ehemalige Spiegel Redakteure geworden ist, wie H.M. Broder, seinen ehemaligen St.Pauli-Nachrichten Kollegen Stefan Aust (ach, wären die doch nur in dieser Branche geblieben, dann wäre uns viel erspart geblieben), Matthias Mattusek, Helmut Karasek und Michel Friedman, der als „WamS-Gesellschaftsreporter“ „Paolo Pinkel“ vom Bordell, bis zum „Hundesalon“ über alles berichtete, was den Springer Sonntagsleser so interessiert. Diese illustre Creme der „Abgehalfterten“ ist mittlerweile im Springer Konzern gelandet.

Aber zurück zu Monika Maron, die ihren verhinderten Spiegel-Artikel am 2.Februar in der „WamS“ unter dem Titel:“ Politiker müssen Muslimen die Grenzen aufzeigen“ veröffentlichen konnte. Was Frau Maron da schrieb, war an Zusammenmischung von verleumderischen und polemischen Islam- und Muslim-Phantasien kaum zu überbieten. Allein die unmögliche Frage „Warum nur eine Islamkonferenz, warum nicht auch eine Hindu-, griechisch-orthodoxe, russisch-orthodoxe Konferenz, warum nicht eine Polen-, Vietnamesen-, Afrikanerkonferenz?“ zeigt das Unwissen dieser deutschen Schriftstellerin. Sie mischt Religionen und Ethnien durcheinander, wie wir es sonst nur vom „jüdischen Staat“ Israel kennen.

Ein ungenießbarer Eintopf von Halbwissen und Unterstellungen

Sie wirft alle islamischen Verbände in einen Topf und mischt daraus einen ungenießbaren Eintopf von Halbwissen und Unterstellungen. Sie stellt Forderungen an die Muslime, wo es eigentlich nur um einen kleinen Teil der Lobbyisten geht. Mit welchem Recht stellt sie eigentlich diese Forderungen und will DEN Muslimen die Grenzen aufzeigen? Tatsache ist doch, dass das deutsch-türkische Einwanderungsabkommen vom 30.Oktober 1961 eine Bereicherung für die BRD war und ist. Tatsache ist auch, die Türken inzwischen zu der größten Gruppe der Einwanderer in Deutschland geworden sind. Aus dieser Einwanderung hat sich, wie ich meine, ein enormer Gewinn für die deutsche Gesellschaft ergeben, den ich auf keinen Fall missen möchte!

Die meisten Einwanderer leben doch integriert in Deutschland und haben genauso viel, oder genauso wenig Probleme mit ihren Nachbarn, wie es ein Deutscher hat, der von Berlin in den Schwarzwald zieht! Multi Kulti ist keineswegs gescheitert, sondern zur Nachahmung empfohlen, hat sich bewährt und hat die Toleranz im Zusammenleben gefördert. Vom Fußball bis zum Kabarett, von der Esskultur bis zu den Gemüse- und Gewürzmärkten, von Schneidereien und Handwerkern bis zur Musik und Dichtung – es hat sich alles zu einer bunten Vielfalt entwickelt, was mit Spaghetti und Pizza begann, ist heute mit Döner und türkisch/arabischer Kultur fortgesetzt worden, die ich mehr als begrüße.

Fußballmannschaft mit Halbmond oder Kreuz als Symbol auf dem Trikot?

By the way, stellen Sie sich doch einmal den Aufschrei von Maron und anderen vor, gäbe es eine Fußballmannschaft, die mit einem Halbmond oder einem Kreuz als Symbol auf dem Trikot spielen würde? Tatsächlich gibt es aber jüdische Fußballclubs namens Maccabi, wo Christen und Muslime einen Davidstern auf dem Trikot tragen. Für mich ein schreckliches Symbol, ein Emblem einer Flagge der Unterdrückung, das auf keinen Fall auf ein Trikot gehört und keinesfalls zur Toleranz passt!

Kommen die Misstöne auf beiden Seiten nicht von den Scharfmachern und Unbelehrbaren? Ich habe die meisten Menschen mit „Migrationshintergrund“, egal ob Muslim, Christ oder säkular als normale „Mitbürger“ empfunden, die es schwer genug haben im normalen Erwerbsleben, wie es heute auch einem großen Teil der deutschen Bevölkerung geht. Warum also immer die Kennzeichnung per Religion, wie muslimisch oder jüdisch? Allerdings gibt es da einen gravierenden Unterschied: Schlägt man jüdische oder israelische Zeitungen auf, so wird ständig mit der Formel, „jüdisch“ plus Nationalität gearbeitet, was ich für eine gefährliche und rassistische Handhabung halte. Gibt es außer dem „jüdischen Staat“ einen evangelischen oder katholischen? Nein, es gibt, wie der israelische Historiker Schlomo Sand richtig feststellt, weder ein jüdisches Volk, noch einen jüdischen Staat, sondern Israelis und den Staat Israel!

WenigToleranz gegenüber Muslimen trotz Familiengeschichte

Auch Philip Roth, der große amerikanische Schriftsteller, hat es satt, ständig mit dem Titel „jüdisch amerikanisch“oder „jüdischer Schriftsteller“ bezeichnet zu werden. Roth stellt sehr richtig fest, dass es doch reicht, wenn seine Familie, die seit 120 Jahren in den USA ansässig ist, als die eines amerikanischen Schriftstellers bezeichnet wird. So ist es doch auch nicht von Belang, dass Monika Maron eine „halbjüdische“ Mutter hatte und ihr Großvater ein konvertierter Jude war. Wen interessiert das schon? Aber gerade darum erscheint es mir besonders fragwürdig, wenn Maron auf Grund dieser Familiengeschichte so wenig Empathie und Toleranz gegenüber Muslimen empfindet.

Warum greift sie nicht einmal die jüdischen Verbände an, die ständig mit den absurdesten Forderungen nach religiösen Riten wie Beschneidung kommen, die körperlich eingreifend sind und den Tatbestand der Körperverletzung bei Minderjährigen erfüllen. Für solche absurden Forderungen werden dann eilfertig die Gesetze geändert, um die jüdischen Forderungen eilfertig zu erfüllen. Hier besinnt man sich schnell auf Gemeinsamkeiten von „fundamentalistischen Juden und Muslimen“, doch darauf geht Monika Maron allerdings nicht ein. Selbst alle islamischen Verbände in Deutschland vertreten ja keineswegs die Mehrheit der Muslime im Land, genauso wenig wie der Zentralrat der Juden in Deutschland alle Juden vertritt.

Islamkonferenz vom damaligen Innenminister Schäuble begründet

Erinnern wir uns, die Islamkonferenz, die 2006 vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble begründet wurde, wurde von der deutschen Politik initiiert und nicht etwa von islamischen Verbänden, oder – um in Marons Jargon zu bleiben – „von Wortführern der Muslime“.

Maron regt sich auf über die Forderung eines muslimischen Feiertags. Na und, Frau Maron? Was ist denn mit den „Seelsorgern“ in der Bundeswehr? Wird nicht schon für christliche und jüdische Soldaten der Kriegseinsatz „religiös begleitet“? Und Sie heben die Bedeutung des seelsorgerischen Einsatzes in Gefängnissen besonders hervor. Wollen sie damit unterschwellig behaupten, dass besonders viele Muslime straffällig werden? Sie verurteilen den alleinigen Anspruch auf Mitsprache der Muslime in verschiedenen Gremien. Sehr richtig, aber was ist mit den katholischen, evangelischen und jüdischen Verbänden, die schon immer diese Rechte forderten und ausüben. Wo bleibt da Ihre Kritik? Entweder wir kritisieren die unerträgliche Einflussnahme ALLER Religion auf Politik und Gesellschaft, oder Sie/wir sind unglaubwürdig, bzw. einseitig!

Vor allem Aufmerksamkeit für Ihren Bücherverkauf wecken?

Einfach lächerlich wird Ihr Artikel, Frau Maron, wenn Sie Ihre Bücher und das Verlangen nach „wertschätzenden Äußerungen“ dafür mit den Forderungen von Muslimen in Deutschland vergleichen. Wollen Sie sich etwa mit einer Masse von etwa 4,5 Millionen Muslimen oder Türken vergleichen? Schätzen sie Ihre Wichtigkeit wirklich so ein? Klar, auch dieser schlimme Artikel von Ihnen zeigt Ihre Gedankenwelt und will offenbar vor allem Aufmerksamkeit für Ihren Bücherverkauf wecken, pünktlich vor der Leipziger Buchmesse. Aber haben Sie damit nicht endlich erneut Ihr wahres, mehr als fragwürdiges Gesicht gezeigt, das Ihre Bücher nur noch für ein bestimmtes „Sarrazin-Publikum“ anziehend macht?

Sie verstehen nicht, warum deutsche Politiker mit den muslimischen Vertretern in diesem beschwichtigenden Ton sprechen. Ich meinerseits verstehe deutsche Politiker schon lange nicht mehr, die so beschwichtigend mit jüdischen Vertretern über die israelischen Menschenrechtsverletzungen sprechen und sich dazu über die Springer-Organe WamS und BamS artikulieren!

Kritik an den falschen Politikern

Fast ekelhaft wird es, wenn Sie auch noch die „demonstrierte Toleranz“ der Politiker kritisieren, die möglichst jeden freiwerdenden Posten in der Integrationspolitik mit einem Mann, am liebsten aber mit einer Frau türkischer, iranischer oder palästinensischer, in jedem Fall muslimischer Herkunft besetzen. Ach wäre es doch so!

Mir persönlich, als „Nicht- und Ungläubige“, ist die Trennung von „Kirche und Staat“ wie sie eigentlich im Grundgesetz einmal vorgesehen war, ein besonders wichtiges Anliegen! Aber haben in der Wirklichkeit nicht ALLE Religionsgemeinschaften viel zu viel Mitspracherecht und Machtfülle, die in alle öffentlichen Gremien reichen – von Rundfunk- und Fernsehräten bis in die Politik, und immer hinter verschlossenen Türen, in geheimen Gremien? Das sollte doch endlich ein Ende haben!

Plädieren wir also für eine freidenkende, säkulare Konferenz, die alle einschließt und niemanden ausschließt, außer den unverbesserlichen Hassschreibern und -Denkern! Ich möchte an alle politisch nachdenklichen Schriftsteller-KollegInnen appellieren, sich von diesen Maron-Forderungen mit Nachdruck zu distanzieren. Hier wäre glatt ein offener Brief angebracht! Vielleicht unter dem Titel „Schriftsteller müssen Maron die Grenzen aufzeigen!“

Evelyn Hecht- Galinski

(1) http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124442866/Politiker-muessen-Muslimen-die-Grenzen-aufzeigen.html

(2) http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106216946/Warum-der-Islam-nicht-zu-Deutschland-gehoert.html